In New World kann jeder hören, was Männer und Tiere denken. Frauen können
ihre Gedanken, Ängste und Träume vor anderen verbergen. Der junge Todd ahnt,
dass Bürgermeister Prentiss und seine Anhänger deshalb alle Frauen töten
ließen, weil sie fürchten, dass Frauen sich zusammenschließen, sich lautlos
an Prentiss Soldaten anschleichen und damit seine Herrschaft über Prentisstown
gefährden könnten. Prentiss, der sich nun Präsident nennt, verspricht sich
von Todd Unterstützung bei der Erschaffung seiner neuen Welt. Das
Prentiss-Regime hat Todd in seiner Hand, weil der Junge nicht verbergen kann,
dass er sich um das Mädchen Viola sorgt. Viola war im ersten Band
New World. Die Flucht als einzige
Ãœberlebende eines Luftschiff-Absturzes von Todd gefunden worden.
Ledger, den abgesetzten Bürgermeister, hält Prentiss gefangen. Todd teilt sich
einen Raum mit Ledger und erfährt von ihm die Vorgeschichte des Kriegs um New
Haven, die Kapitulation der Stadt gegenüber Prentiss und Einzelheiten über ein
Medikament gegen den "Lärm", dessen Ausgabe Prentiss kontrolliert.
Prentiss zeigt sich als unberechenbare, machtgierige Jekyll-Hyde-Figur, die
Todd gegenüber den Fürsorglichen mimt. Todds Aufgabe ist es, zusammen mit
Prentiss Sohn Davy die Spackle zu kontrollieren, eine Spezies, die von Prentiss
Leuten versklavt und wie ein Art Tiere gehalten wird. Todd muss einsehen, dass
er hier nur überleben wird, wenn er zumindest vorgibt, er habe sich den
Machthabern angeschlossen.
Völlig getrennt von der Welt der Männer lebt Viola inzwischen in einem
"Haus der Heilung" unter Führung der Mistress Coyle. Zu jeder Zeit
die Militärpräsenz vor Augen, leben die wenigen überlebenden Frauen in Coyles
Krankenhaus wie unter Hausarrest. Es ist nicht zu übersehen, dass mit dem
Instrument "Wahlfreiheit zwischen männlichen und weiblichen Heilern"
im Haus der Heilung Frauen als Bevölkerungsgruppe unter Kontrolle gehalten
werden sollen. Coyle ist eine erbitterte Gegnerin von Prentiss und will sich
Viola als wichtiges Pfand zunutze machen, wohl wissend, dass auch Prentiss
Anspruch auf Viola erhebt. Todd und Viola werden gegen ihren Willen von zwei
Gruppierungen instrumentalisiert, die sich einen erbitterten Kampf um die
Herrschaft liefern. Prentisstown zeigt Merkmale eines totalitären Systems, das
sich auf den Besitz eines knappen Gutes in der Hand der Machthaber stützt und
auf die Ausbeutung einer Dienerkaste. Erst, als die Gewalt sich nicht mehr
aufhalten lässt, erkennen Todd und Viola die Zusammenhänge. Es kommt zu einem
erbitterten Krieg um Prentisstown mit zahlreichen Opfern und schließlich zu
einer spannenden Schlussszene mit großen Gefühlen.
Sehr angenehm für den Vielleser empfinde ich das kurze Kapitel, das die
Ereignisse des ersten Bandes zusammenfasst. Wie auch im ersten Band hat mich
besonders die von den Bewohnern selbst nur schwer zu kontrollierende unbewusste
Kommunikation in New World angesprochen. Todd und Ledger sind aufeinander
angewiesen, nähern sich zögernd einander an - und doch bemühen sich beide
Männer, hinter dem "Lärm" einen Rest privater Gedanken vor dem
Zimmergenossen zu verbergen. Todd findet im zweiten Teil der Trilogie zu seiner
persönlichen Vorstellung von Menschenwürde zurück und wird sich im dritten
Band vermutlich zwischen der vordergründigen Sicherheit, die ihm die Machthaber
zu bieten scheinen, und seinen eigenen Wertvorstellungen entscheiden müssen.
Band 2
New World. Die
Flucht
Band 3
New World. Das
brennende Messer