Eine unbekannte Stimme will die schwer verletzte Jenna wieder ins Leben zurück
holen. Doch Jenna scheint alle Namen vergessen zu haben, treibt zwischen
Bewusstsein und Bewusstlosigkeit "im Blauen". Jenna hatte auf der
Fahrbahn vor dem Auto einen Schatten bemerkt - ein Tier vielleicht - und ihrer
Mutter spontan ins Steuer gegriffen. Nun sind die Mutter und ein anderer
Autofahrer tot; Jenna liegt mit schweren Verletzungen im Krankenhaus. Jenna
glaubt, anderen unbedingt verheimlichen zu müssen, dass sie Schuld am Tod ihrer
Mutter ist. Zunächst müssen praktische Probleme gelöst werden. Die sportliche
Schülerin von damals nimmt noch regelmäßig starke Schmerzmittel und muss erst
wieder laufen lernen. Zu ihrem Vater, der Frau und Tochter verlassen hat und mit
einer neuen Partnerin lebt, will Jenna um keinen Preis ziehen. Bleibt nur Tante
Caroline, die Schwester von Jennas Mutter. Jenna leidet noch immer unter
Alpträumen und will um jeden Preis verhindern, dass an ihrer neuen Schule
jemand von dem Unfall erfährt - bitte kein Mitleid! Als Jenna beim Joggen ans
Ende ihrer Kräfte gelangt, wird ausgerechnet dieser stoppelbärtige Typ mit dem
Spitznamen Crow Zeuge ihrer Niederlage. Er hatte auch einen Unfall, erzählt er
- und er würde Jenna gern helfen, wenn sie es nur zulassen könnte. Doch Jenna
zeigt sich kratzbürstig, sie ist noch nicht bereit, andere Verletzungen als
ihre eigenen wahrzunehmen. Die einzige Person, deren Annäherung Jenna duldet,
ist Trina, eine verwöhnte Göre aus reichem Haus mit einem mehr als dubiosen
Freundeskreis. Prompt lavieren Jenna und Trina sich gemeinsam in eine so
gefährliche Situation, dass selbst die nachsichtige Tante Caroline sich
eingestehen muss, dass es so mit Jenna nicht weitergehen kann.
Joyce Carol Oates beeindruckt in ihren Jugendbüchern stets mit ihrer
sorgfältigen Recherche und der glaubwürdigen Darstellung der Figuren. Schon
die Anfangsszene, in der Jenna am liebsten nicht mehr ins Leben zurückkehren
möchte, zieht die Leser durch die sensible Beobachtung in ihren Bann. Wie aus
dem Leben gegriffen wirkt auch die Figur der Tante, die ihre Nichte aufnimmt,
ihr ein so normales Leben wie möglich schaffen möchte und dennoch in Jennas
Augen nur alles falsch machen kann. Dass Crow, ein Junge aus schwierigen
Verhältnissen, Jenna nach einigen Umwegen schließlich einen Weg aus ihren
Problemen zeigt, mag sich zwar als typische Szene aus Problembüchern für
Jugendliche inzwischen abgenutzt haben, wirkt in Jennas Fall jedoch absolut
glaubwürdig.
Fazit
Mit ihrem sensibel gezeichneten Portrait eines Mädchens, das nach einem
schweren Unfall erst auf Umwegen zu einem normalen Leben zurück findet, ist
Joyce Carol Oates wieder ein außergewöhnlicher Jugendroman gelungen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 08. November 2009 2009-11-08 09:46:04