Adrian Weynfeldt ist der letzte Weynfeldt und lebt ein sorgenfreies und lediges
Leben. Er unterhält freundschaftliche Beziehungen zu den unterschiedlichsten
Leuten, keiner von ihnen ist in seinem Alter. Seine Eltern sind spät Eltern
geworden, so dass die Kinder derer Freunde, die Adrians Freunde wurde,
Jahrzehnte älter waren oder Jahrzehnte jünger waren. In beiden Gruppen steht
er hervor. Währen die alten nicht wirklich was von ihm wollen, außer seine
Gesellschaft, verfolgen die Teilnehmer seines Donnerstagtisches immer ein
unausgesprochenes Ziel. Adrian hat so viel Geld, dass er gerne andere (weniger
erfolgreiche) ohne Konditionen unterstützt und das auch wiederholt tut, auch
wenn sich kein Erfolg einstellen wird- wovon Adrian meistens ausgeht, aber ihm
fehlt das Geld nicht und den anderen hilfts.
Adrian arbeitet bei Murphy’s und ist auch privat ein Kunst-Liebhaber, seine
Wohnung ist mehr ein Museum als ein Heim. Ein Hochsicherheits-Museum.
Adrian führt ein unspektatkuläres und regelmäßiges Leben, alles hat seine
Zeit und seinen Platz. Er hat 7 verschiedene Pyjamas und steht auf Kriegsfuß
mit der modernen Technik, selbst ein Oma-Handy überfordert den Dr. der Kunst.
Eines Tages lernt er Lorena kennen, die sich von seinem Balkon aus fast das
Leben genommen hätten. Von da an rettet er sie immer wieder aus irgendeiner
misslichen Lage. Sie ist das komplette Gegenteil von ihm, arm, ziellos und
lebensmüde.
Ein alter Bekannter Weynfeldts, Bair, möchte, dass er einen Vallotton ( Femme
nue devant une salamandre, am Buch abgebildet) verkauft, da er in finanziellen
Schwierigkeiten steckt. Adrian entdeckt wenig später, dass es eine Fälschung
ist, und das der Fälsche zur Donnerstagsrunde gehört. Bair hat eine Kopie
herstellen lassen, die statt des Originals versteigert werden soll. Adrian will
nicht darauf eingehen, aber mit Lorena ändert sich alles. Sein Alltag ist kein
Alltag mehr, seine Entscheidungen folgen nicht den Gesetzen, denen sie sonst
gefolgt sind.
Als er das Werk schließlich erfolgreich versteigert hat, wird er erpresst.
Jemand meint zu wissen, dass Adrian eine Fälschung verkauft hat.
Aber die Figur Adrian ist keine schwache und naive Persönlichkeit. Er weiß
stets, wo er steht und er behält stets die Oberhand und lässt das Gegenüber
glauben, es wäre andersrum. Er beherrscht die Kunst des Understatements in
Perfektion, nie protzt er mit seinem Reichtum und trotzdem fühlen sich alle in
seiner Umgebung gedemütigt, wenn er ihnen ihre bedingungslose Hilfe anbietet.
Weynfeldt hat mir als Leser sehr gut gefallen. Ein sympathischer Mid-50er, der
trotz seiner Bekannten stets ein Einzelgänger bleibt; der Abstand hält zu
Frauen, seit dem Daphne ihn verlassen hat und dann umgekommen ist. Er ist
intelligent, zurückhaltend und hilfsbereit. Sein unermesslicher Reichtum steht
dem Leser ständig vor Augen, die große Wohnung, die komplett neu durchgestylt
wurde, nachdem seine Mutter verstorben war, die Haushälterin, die Adrian sich
ihr zuliebe hält und ihn mit den tollsten Gaumengenüssen zubereitet (wenn es
nach ihm ginge, würde auch ein Rührei seinen Sinn erfüllen, aber es würde
Frau Hausers Ehrgefühle verletzten einem Weynfeldt nur ein Rührei
zuzubereiten) und seine Assistentin, die in ihm einen guten aber hoffnungslosen
lernunfähigen Chef findet und seine Defizite ausmerzt.
"Der letzte Weynfeldt" liest sich flüssig und ist spannend, aber ohne
aufregend zu sein, es ist gemäßigt, aber man spürt die Macht des Geldes und
der allzeit gegenwertigen Kunst und Adrias Leidenschaft für die Kunst. Wo er
geht und steht begleitet ihn Kunst. Jeder Sessel ist ein Designerstück
Schweizer Möbelkunst.
Fazit
Das Buch ist eine kleine Liebeserklärung an die Kunst und an gutes Essen.
Vorgeschlagen von Diyani Dewasurendra
[Profil]
veröffentlicht am 13. Oktober 2009 2009-10-13 19:20:30