Ich finde dieses Werk von Hacke sehr interessant und auch fundiert. Es ist - wie
der frühere Bundesaußenminister Genscher im Vorwort zur der Erstausgabe von
1997 zu recht schreibt - eine "hervorragend lesbare und zugleich
differenzierte Darstellung zur amerikanischen Außenpolitik" geschrieben.
Genscher schreibt weiter oben: "Als ich bei der Vorbereitung auf die
Vorstellung dieses Buches nachfragen ließ, welche Gesamtdarstellungen
amerikanischer Außenpolitik seit Kennedy in deutscher Sprache vorliegen,
lautete die Auskunft: Fehlanzeige, mit Ausnahme der Veröffentlichungen von
Christian Hacke. Was das über die deutsche Amerikaforschung sagt, sei hier
dahingestellt. Was es über Christian Hacke sagt, liegt auf der Hand: Ihm kommt
das Verdienst zu, mit diesem Buch...diese Lücke geschlossen zu haben."
Genscher hat recht. Zwar neigt Hacke - hier gebe ich den Kritikern durchaus
recht - zu - teilweise polemischen - Zuspitzungen, die - wie Genscher zu recht
betont, jedoch nie das Gebot der Ausgewogenheit verletzt. Hacke hat die
wesentlichen Werke über Amerika, Memoiren, Berichte, Quellen ausgewertet und in
einem imposanten Literaturverzeichnis vermerkt. Seine Resumees der Außenpolitik
der verschiedenen Präsidenten ist für mich spannend lesbar und schlüssig. Er
schafft es, das wesentliche herauszuziehen. Könnte es sein, dass die Kritiker
dieses Werkes ihn nicht mögen, da er der "(neo-)realistischen"
Denkschule um Morgenthau, Mearsheimer, John Herz angehört, die in der
Machtpolitik der Staaten und nicht "Gesellschaftswelten" wie es
Liberalisten wie Ernst Otto Czempiel (vgl. "Kluge Macht") tun, die
eigentliche "Triebfeder" des staatlichen politischen Handelns sieht.
Man kann hierüber sicherlich geteilter oder anderer Auffassung sein; es ist
auch sicherlich richtig, dass sozialgeschichtliche und wirtschaftspolitische
Aspekte in dieser auf die Außenpolitik gerichteten Abhandlung zu kurz kommen -
daher vergebe ich auch nur 8 und keine 9 Sterne. Insgesamt jedoch eine
hervorragend lesbare Einführung. Man zeige mir eine andere - ähnlich
umfangreiche - Gesamtdarstellung dieser Politik. Die gibt es bisher nicht.
Natürlich können in einem solchen Gesamtwerk nicht alle Aspekte
berücksichtigt werden; dafür gibt es - teils hervorragende - Einzelstudien,
wie etwa die - leider vergriffene und nur über Antiquariat erhältliche -
Studie von M. Beschloss "Powergame" über Kennedy. Aber ein solcher
Anspruch kann bei einer so umfangreichen Monographie nicht geleistet werden. Es
wäre unfair, so etwas zu erwarten.
Fazit
Eine sehr lesbare (was selten ist in der Politikwissenschaft und Soziologie) und
spannende, wenn auch pointierte Einführung in die Außenpolitik der USA von
Kennedy bis Bush.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 21. Juni 2003 2003-06-21 21:21:20