Tom will unbedingt gewinnen. Beim Autohändler Terry, genannt
"Hatch", kann derjenige einen Landrover gewinnen, dem es gelingen
wird, rund um die Uhr (nur unterbrochen von kurzen Toilettenpausen) am längsten
mit einer Hand am Autoblech stehen zu bleiben. Wer abrutscht oder einschläft,
ist draußen. Mit der Wette will Hatch ins Guiness-Buch der Rekorde kommen,
stärker noch erhofft er sich Gratis-Werbung für seine kriselnde Firma. Tom
redet schneller als er denkt - und an den Problemen, die durch sein leichtes
Aufbrausen entstehen, sind grundsätzlich andere Menschen Schuld. Als Tom damals
mit einer Verkehrsaufsichts-Kraft aneinander geriet, war Tom an der
Auseinandersetzung natürlich wieder völlig schuldlos. Nun steht SIE, die
Politesse Jess, als Gegnerin am Auto direkt neben Tom. Auch Jess, jung verwitwet
und Mutter einer behinderten Tochter, will diesen Landrover unbedingt gewinnen.
Sie träumt davon, jeden Tag mit genau diesem Auto ihre Tochter samt Rollstuhl
in eine besonders gute Schule zu fahren, sich durch das Auto eines Tages doch
noch aus der Abhängigkeit von ihrer Mutter zu lösen. Mit Tom und Jess stehen
sich zwei erbitterte ehemalige Gegner als Konkurrenten gegenüber. Der Rücken
schmerzt, nachts wird es bitter kalt, ein Ameisenangriff ist zu überstehen.
In Hatchs Hof versammeln sich die Zu-kurz-gekommenen, die Träumer und die, die
wenigstens drei Tage lang einmal berühmt sein möchten. Nach kurzer Zeit weiß
jeder Teilnehmer, welche Taktiken sich die Konkurrenten ausgedacht haben, um zu
gewinnen. Tom setzt auf mentale Stärke, er hat jede mögliche Information und
Statistik über Rekordversuche im Kopf. Jess hält sich mit der Hoffnung auf
eine bessere Zukunft für ihre Tochter aufrecht. Und dann gibt es noch Matt, den
Läufer, der die anderen mit der Idee verblüfft, in wenigen Minuten zu einem
Fast-Food-Imbiss zu joggen und noch vor Ablauf der 5-Minuten-Pause mitsamt den
bestellten Gerichten wieder zurück zu sein. Falls dabei etwas schief gehen
sollte - ist Matt draußen. Anthony McCarten treibt die Spannung seiner
Geschichte mit mehreren Handlungssträngen gekonnt voran. Hatchs private
Probleme und die seines Angestellten Vince entwickeln sich parallel zum Ablauf
der Wette, unterbrechen den Fortgang immer wieder. Während Matt mit seinem Lauf
den Sieg riskiert, sitzen bereits Kritiker in den Startlöchern, um die Aktion
verbieten zu lassen. Wie sich die Beziehung zwischen Tom und Jess in der
erzwungenen Intimität entwickelt, könnte viel interessanter werden als die
Nachricht, wer die Wette am Ende gewinnen wird.
Fazit
McCarten skizziert sehr liebevoll die unterschiedlichen Charaktere und
Schicksale, die in Hatchs Hof aufeinander treffen. Er leuchtet aus, wie jemand
sein muss, um die verrückte Wette nicht nur anzunehmen, sondern durchzuhalten -
und entlarvt, was der Wunsch auf einen Gewinn aus einem Menschen machen kann.
Mit "Hand aufs Herz" ist dem gebürtigen Neuseeländer eine
anrührende, komische und streckenweise tragische Geschichte gelungen über
Menschen, die wenigstens einmal in die Schlagzeilen kommen wollen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 27. August 2009 2009-08-27 10:09:35