Ivana Jeissing wurde 1958 in Österreich geboren und verbrachte ihre Kindheit in
Salzburg und Turin. Sie arbeitete viele Jahre als Regisseurin und Creative
Directorin. Ihr erster Roman, ›Unsichtbar‹ (2007), wurde bei der
DeLiA-Literaturpreisverleihung 2008 mit dem zweiten Platz ausgezeichnet und in
mehrere Sprachen übersetzt. Die Autorin lebt in Berlin. Nun ist ihr zweiter
Roman erschienen: "Felsenbrüter".
"'Ich weiß nicht, ob so eine unbeleuchtete Insel der richtige Ort für
meine postmatrimoniale Depression ist', zögerte ich."
Ihre exzentrische Tante Maud will Martha auf die kleine, grüne und sehr nasse
Kanalinsel Sark mitnehmen. Martha stellt sich vor: kein Licht, keine Ablenkung,
nur Meer und der leere, na ja, gerade mal sternenvolle Himmel über ihr. Das
hält sie nicht aus - nicht mit ihrem Liebeskummer, nachdem der Ehemann sie
Knall auf Fall verlassen hat. Aber sie ist Mauds Energie einfach nicht
gewachsen.
"'Das Licht der Sterne und deine Ehe mit Tom - alles Vergangenheit',
verabschiedete Maud sich bestens gelaunt und ich machte mich auf den Weg, um
einen dreipoligen Adapter mit Flachstecker und eine Taschenlampe zu
besorgen."
Auf der Insel angekommen, versinkt Martha zunächst in ihrem Kummer und all den
quälenden Fragen einer Verlassenen. Doch die schrulligen und äußerst
liebenswerten Inselbewohner lenken Martzha bald von ihrem Herzschmerz ab. Einer
von ihnen ist Alistair, der Vogelforscher, auch Tally genannt.
"Tally schürt nicht nur die Flammen, sondern auch Mauds beginnende
Faszination für die Kunst der Vogelkunde. Imitiert leidenschaftlich den
Tauchstoß eines Albatros. Nimmt, während er von einem Schemel springt, seine
Arme zur Seite, um sie wie ein Turmspringer kopfüber nach vorne zu hebeln. Und
schwärmt."
Immer mehr dieser sympatischen Exzentriker lässt Ivana Jeissing neben Martha
erscheinen. Und wie schon bei ihrem Erstling "Unsichtbar" klar wurde
versteht es Jeissing wie kaum eine andere komische Dialoge mit Wissenswertem zu
verbinden. Da muntert Maud, die Liebhaberin naturwissenschaftlicher Fakten, die
trauernde Martha so auf:
"'Denk an was Schönes. Zum Beispiel daran, dass auf dir gerade eine Herde
von einer Billion Bakterien grast. Du versorgst sie jeden Tag mit ungefähr zehn
Milliarden Hautschuppen, und sie lieben dich dafür. Auf ihre Art. Du bist ihr
Schlaraffenland. Und zum Dank dafür schenken sie dir Körpergeruch.'"
Das versetzt Martha nicht gerade in Begeisterungsstürme. Zum Schluss wird
natürlich alles gut und leider ist dann auch das Buch zuende. Das bedauert man
allerdings nur, wenn man intelligente Unterhaltungsliteratur mag. In dem Fall
aber ist man mit Jeissings "Felsenbrüter" bestens bedient.
Fazit
Eine wunderbar humorvolle Verbindung von E und U.
Ein ernstes und schweres Thema wird leicht aber in keinem Fall platt, sondern
liebevoll und zuversichtlich behandel.
Vorgeschlagen von miriam
[Profil]
veröffentlicht am 25. August 2009 2009-08-25 15:10:31