An vier repräsentativen Fällen untersucht die Autorin Barbara Tuchman, das in
der Geschichte immer wieder vorkommende Phänomen, dass Regierende eine Politik
betreiben, die ihren Interessen zuwiderläuft. Die Beispiele sind gut gewählt,
beginnend mit Troja, über die Renaissancepäpste, Englands Verlust von Amerika
und Amerikas Vietnamkrieg.
Wer diese vier Ereignisse zunächst im Inhaltsverzeichnis liest wird schwerlich
glauben, wie viele Gemeinsamkeiten im verhängnisvollen Handlungsablauf
vorzufinden sind, ohne das aus der Geschichte Lehren gezogen wurden. Allen
Niederlagen sind nicht auf eine Handlung oder Entscheidung zurückzuführen,
sondern hatten eine jahrzehntelange Vorgeschichte. Das Endresultat war immer
bereits am Anfang den Entscheidungsträgern bekannt. In jedem Fall gab es
zahlreiche Möglichkeiten vorher auszusteigen und die drohende Gefahr abzuwenden
oder zumindest abzuschwächen. In dem Fehlen jeder Skrupel gegenüber
Rechtsbrüchen, wiederholte Nixons Regierung die Haltung der Renaissancepäpste.
Kassandras Warnungen, Luthers Thesen, die Steuerdebatten in Englands Oberhaus
noch die Warnungen von Johnsons Generälen konnten die Selbsthypnose der
Regierenden aufheben. Wie Fremdgesteuert folgten sie weiter dem Weg ihres
eigenen Untergangs.
Neben den vier sehr ausführlich beschriebenen Fällen zählt die Autorin noch
eine Menge weiterer gleichgelagerter Fällen auf und versucht eine Formel zu
finden, die solches Verhalten zu verhindern vermag. Doch weder Bildung noch
Wohlstand scheinen dazu in der Lage zu sein. Es hat den Anschein, die Macht
selbst verändert den Regierenden und verleitet ihn zu jenen Fehlern.
Fazit
Gute Recherche, feines Gespür für wichtige Details und eine spannende
Darstellungstechnik lassen das Buch zu einer angenehm lehrreichen Gesichtsstunde
werden. Neben einem Inhaltsverzeichnis, einer fünfzig Seiten starken
Bibliographie rundet ein Register das Buch ab. Nach zwei Golfkriegen gewinnt das
Buch erneut an Aktualität und sollte vielleicht auch mal von Regierenden
gelesen werden.
Vorgeschlagen von Lothar Hitzges
[Profil]
veröffentlicht am 30. Mai 2003 2003-05-30 19:45:15