Claire Martin und ihre allein erziehende Mutter leben, wo andere Leute ihren
Urlaub verbringen. Vielleicht warst du ja schon einmal in Claires Heimatort am
Meer. Die Fünfzehnjährige ist eine durchschnittliche amerikanische
Schülerin, eine erfolgreiche Schwimmerin mit durchtrainiertem Körper. Wäre da
nicht diese besondere Fähigkeit, die auch Claires verstorbene Großmutter schon
hatte. Großmutter Evelyn und Claire sind Switcherinnen, sie können mit anderen
den Körper tauschen. Vermutlich sind die Entladung der Spannungen während
nächtlicher Gewitter Auslöser des Switchens. Auch wenn Claire sich in einer
Gewitter-Nacht im Körper eines unbekannten Mädchens und in deren Zimmer wieder
fand, lag sie bisher am Morgen, der auf das Gewitter folgte, stets wie gewohnt
in ihrem eigenen Bett und konnte noch pünktlich zur Schule fahren.
In dieser Nacht wacht Claire als Larissa auf, die als Kindermädchen auf die
kleinen Söhne einer Urlauber-Familie aufpasst. Larissa ist überschlank mit
langen blonden Haaren, das genaue Gegenteil der kräftigen Claire. Larissas
geschmackvoll zusammengestellte Klamotten probiert Claire neugierig an -
ausgerechnet Claire, die noch nie etwas mit Klamotten, Make-Up oder gar Diäten
im Sinn hatte. Claire hat jedoch nicht mit dem Geist ihrer längst verstorbenen,
ungewöhnlich kreativen und unternehmungslustigen Großmutter Evelyn gerechnet.
Die Großmutter hat keinen eigenen Körper mehr; das hält ihren Geist jedoch
nicht davon ab, bei Gewitter in Claires Körper zu switchen und sich in der
Gegenwart umzusehen. Da Evelyn sich leicht im Nebel verirrt, bleibt sie in
letzter Zeit als "Claire" lieber zu Hause und surft im Internet. Es
kommt, was kommen musste: in dieser Nacht chattet Evelyn sich fest, so dass
Claire bei Sonnenaufgang nicht in ihren Körper zurück kann. Claire muss
Larissas Rolle notgedrungen noch etwas länger spielen. Was Großmutter Evelyn
derweil für Peinlichkeiten in der Rolle ihrer sportlichen Enkelin anstellen
könnte, möchte man lieber nicht so genau wissen.
Claire sorgt inzwischen als ungewohnt freundliche Larissa für Verwirrung in
ihrer neuen Familie und entdeckt bald, dass Larissa weder mit ihren Eltern noch
mit diesem Ferienjob das große Los gezogen hat. Auch das Leben der kleinen
Jungen erweist sich als ganz und gar nicht traumhaft, wenn man einmal hinter die
Kulissen sehen kann. Nachts, während ihre Schützlinge schlafen, nutzt Claire
die Gelegenheit, sich im fremden Körper unerkannt mit ihrer großen Liebe Nate
zu treffen. Ob das eine so gute Idee ist? Am letzten Ferientag ist Claires
Geduld mit Oma Evelyns Eskapaden endgültig ausgereizt. Mit der Switcherei muss
jetzt Schluss sein; denn am zweiten Schultag hat das Schwimmteam mit Claire und
Nate einen Wettkampf.
Mit dem Wechsel in den Körper eines unbekannten Mädchens, der in Claires Fall
ungewöhnlich lange dauert, kann Carol Snows Heldin nicht nur eine andere Rolle
ausprobieren, sondern auch die Einstellung zu ihrem Körper kritisch
überdenken. Claire lernt in diesem Sommer, den schönen Schein zu durchschauen
und genießt es, als Larissa ein wenig Schicksal zu spielen. Durch die
Konfrontation mit Larissas Leben wird der inzwischen Sechzehnjährigen deutlich,
wie sehr sie selbst ihren Vater vermisst, über den die Mutter bisher eisern
geschwiegen hatte. Selbst für amerikanische Verhältnisse wird Claires Mutter
ungewöhnlich prüde und spießig dargestellt. Der vergnügungssüchtige Geist
der verstorbenen Großmutter Evelyn fügt Claires Ferien-Erlebnissen eine
kräftige Prise abgedrehten Humors hinzu.
Fazit
Trotz der deutlich formulierten pädagogischen Botschaft "Nichts ist so
perfekt wie es zunächst scheint" legt Carol Snow mit ihrem ersten Roman
für Jugendliche eine spritzige, spannende Feriengeschichte vor, die sie aus der
Perspektive der Hauptfigur Claire erzählt.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 02. August 2009 2009-08-02 08:57:50