Auf dem Höhepunkt der Beatlemania Mitte der 1960er-Jahre glaubten die Beatles
an gar nichts außer ihren Lebensstil und ihren Erfolg, waren Agnostiker und
versteckten diesen Glauben nicht. Nach der Begegnung mit LSD begannen sie sich
zu fragen, wonach sie nun Ausschau halten könnten, nachdem alle ihre
materiellen Träume in Erfüllung gegangen waren. Anhand zahlreicher Quellen und
Interviews gelang es dem Autor Steve Turner hier, eine schlüssige
Auseinandersetzung mit der Geschichte der Beatles darzubieten. Das Besondere: Es
geht hier nicht um Daten und Zahlen, sondern - entgegen jeder herkömmlichen
Beatles-Darstellung - vielmehr um Einstellungen und Glaubensbekenntnisse, die
sich im Leben der Musiker und in ihren Texten wieder finden. Insbesondere der
21-seitige Quellennachweis ist eine wahre Fundgrube für Fans.
Es ist also ein Buch über die philosophisch spirituelle Reise der Beatles, ihr
Lebensgefühl und die Art, wie sie dasjenige vieler anderer beeinflussten in
einer Zeit, die wie die 60er Jahre als Zeit des spirituellen Aufbruchs gelten.
Die alten Quellen der Stabilität - Rationalismus der Aufklärung und die
traditionellen Religionen - wurden in Frage gestellt. John Lennon selbst las
z.B. die deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche und Paul Tillich. Das Buch
glänzt mit besonderen Episoden in diesem Zusammenhang. So etwa wenn ein
Weggefährte Lennons in Hamburg, Tony Sheridan, berichtete, daß, als sich
Lennon mit ihm eine Wohnung teilte, dieser einstmals einen getrockneten Haufen
Erbrochenes entdeckte und auf seinen Gipfel ein Kreuz aus dem Holz eines
Streichholzes steckte. Er schockierte gern und war dankbar für Aufmerksamkeit,
wenn er die christliche Botschaft erniedrigte, die er für viel Heuchelei
hielt.
Alternativ dazu trat die östliche Religion ins Zentrum des Interesses. Zugleich
bekamen die Beatles für viele ihrer Fans eine identitätsstiftende Funktion,
schienen mehr anzubieten zu haben als Popmusik. Der renommierte Musikjournalist
und Christ Steve Turner geht in diesem anekdotenreichen Buch der Frage nach, was
die Beatles glaubten, wie ihre Beziehung zur Kirche und zum Christentum war, und
liefert einen lebendigen Einblick in die Karriere und ihre Ausdrucksweisen.
Interessant sind viele Analogien, die der Autor erkennt, etwa die Haltung
Lennons, sich gern von der Außenwelt abschotten zu wollen und über den
dortigen Schwachsinn des Strebens und Heuchelns zu lachen. Diese Haltungslinie,
das Verwirrspiel der Außenwelt zu transzendieren, findet sich bei Lennon schon
beim Lied "I’m only sleeping" (1966) und viel später bei
"Watching the wheels" (1980). Kontinuität ist es, die der Autor
hiermit beweist.
Fazit
Die Beatles hatten eine eigene Botschaft, die sich daraus ergab, daß sie selbst
eine solche suchten. So kombinieren sich hier philosophische Schulen mit
Beatles-Texten und Aussagen. Das Werk ist anders geschrieben, als die meisten
Beatlesbücher, aber hoch interessant. Fazit: Die Kernbotschaft der Beatles war
positiv!
Vorgeschlagen von Daniel Bigalke
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veröffentlicht am 04. Juli 2009 2009-07-04 09:01:00