Der Isländer Sturla Jónsson ist zu einem Lyrik-Festival nach Vilnius/Litauen
eingeladen. Vor der Reise kauft Sturla sich einen neuen Mantel, sein
"Obdach vor Nässe, Wind und vor herabfallendem Staub". Doch bevor
Sturla dazu kommt, ein einziges Gedicht zu lesen oder der Lesung eines Kollegen
zu lauschen, scheint sich in Vilnius alles gegen den Besucher aus Island
verschworen zu haben. Zu den Verschwörern gehören ein Dieb, eine
Table-Dance-Bar und letzte Reste an Dienstleistungs-Verweigerung aus
UdSSR-Zeiten in Sturlas Hotel. Außerdem beunruhigen unseren Helden Anrufe
seines Vaters aus Island. In der Heimat ist in Sturlas Abwesenheit ein
kritischer Zeitungsartikel erschienen, der behauptet, Sturla habe die Gedichte
für sein grade erschienenes Buch von seinem Cousin gestohlen.
Unter einem Lyriker hatte ich mit spontan eine männliche Ausgabe von Joyce
Carol Oates vorgestellt. Sturla aus Reykjavik bringt mein Dichterbild völlig
aus dem Gleichgewicht. Der Isländer, der schon mehrere Bücher veröffentlicht
hat, verdient seinen Lebensunterhalt als Hausmeister. Vermutlich wissen Sturlas
Nachbarn noch nicht einmal, dass ihr Hausmeister dichtet. Erst nach und nach
lernen wir Sturla im Laufe der Handlung näher kennen. Obwohl er an einem Punkt
seines Lebens beschloss, zukünftig als Einzelgänger zu leben, hat Sturla eine
weit verzweigte Familie, mit der er hauptsächlich telefonisch verkehrt. Sturlas
kritischster Leser scheint sein Vater zu sein, der beharrlich auf Veränderung
im Schaffen seines Sohnes drängt.
Fazit
Der eigene Charme der Abenteuer Sturlas in Litauen entfaltet sich ganz
allmählich und kann Leser amüsieren, die Sinn für absurde Ereignisse haben.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 27. Juni 2009 2009-06-27 15:08:18