Dieses Buch ist für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2009 in der Sprarte
"Sachbuch" nominiert - und ich kann nur hoffen, dass es den Preis auch
erhalten wird - denn ich habe selten ein so fundiertes historisches Buch zu
einem mich interessierenden Thema gelesen. Nicht nur erfährt man das
Wesentliche über den - mutmaßlichen - Ablauf der Varusschlacht, wie er sich
aus den bisherigen Ergebnissen der archäologischen Forschung heute darstellt.
Viel wichtiger ist, dass der Autor den Leser immer wieder ermuntert,
Originalquellen kritisch zu Rate zu ziehen und nicht nur unkritisch diese als
"Maß aller Dinge" zu nehmen. Der Autor zeigt daher über das Thema
der Varusschlacht hinaus, wie ein seriöser Wissenschaftler arbeiten sollte:
anhand der kritischen Analyse der vorhandenen Quellen und der vorliegenden
Forschungsergebnisse Thesen aufzustellen, die dann verifiziert oder verworfen
werden. Insofern ist das Buch auch eine erste Einführung in das
wissenschaftliche Arbeiten - und daher über das gewählte Thema der Geschichte
der archäologischen Entdeckung der Varus-Schlacht hinaus für alle diejenigen
wichtig, die selber wissenschaftlich arbeiten oder in dieser Richtung tätig
sein wollen. Außerdem macht die fesselnde Darstellung des Autors Geschichte
lebendig. Dazu tragen auch Klaus Ensikats geniale Zeichnungen, die den Text
illustrieren, sowie Schautafeln, in der wichtige Dinge - etwa die C-14-Methode -
zusammengefasst dargestellt sind und die dazu beitragen, das Gelesene zu
strukturieren und besser zu behalten, ebenfalls bei.
Inhaltlich macht Wolfgang Horn deutlich, dass es zur Varusschlacht nur römische
Berichte - also die Berichte des "Siegers" - gibt und dass diese je
nach Autor "parteiisch" gefärbt sein können. Daher beleuchtet er
anhand der heute bekannten Biographien die politische "Gesinnung" der
Autoren - etwa Tacitus oder Cassius Dio - und zeigt, dass man diese Quellen zwar
als Informationsgrundlage heranziehen sollte, jedoch immer kritisch hinterfragen
muss, um ein genaueres und objektiveres Bild über die Motive der Akteure der
Varusschlacht zu gewinnen. Doch nicht nur über diese Schlacht erfährt der
Leser das Wesentliche. Nebenher erfährt er auch viel über das Alltagsleben der
Germanen und Römer, die Person und Politik des römischen Kaisers Augustus, der
Funktion des Limes. Im Mittelpunkt steht die Geschichte der Erforschung der
Varusschlacht, die sich wie ein archäologischer "Krimi" liest. Der
Autor hält Kalkriese für den Ort der Varus-Schlacht - nachdem er sich mit den
Gegenargumenten dieser These ausführlich auseinandergesetzt hat.
Fazit
Als solide Erstinformation für Interessierte jeden Alters empfohlen - bevor man
zu der Publikation von Peter Arens: "Kampf um Germanien" - nach dem
Zweiteiler des ZDF zur Varusschlacht - greift, die ebenfalls Laien und
historisch interessierte Personen als Zielgruppe anspricht. Als bestes Buch zum
Thema gilt Ralf-Peter Märtins "Die Varusschlacht" für all jene, die
sich vertiefend mit dem Thema befassen wollen. Und wer dann immer noch nicht
genug hat, der findet in Detmold in der großen Ausstellung zum 2000.
"Jahrestag" der Varusschlacht im Lippischen Landesmuseum genug weitere
Bücher zum Thema.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 02. Juni 2009 2009-06-02 22:54:25