Parlamentarische Einrichtungen und Normen als Institutionen des Staates erhalten
erst durch Öffentlichkeit ihren Sinn und funktionieren nicht ohne Regularien.
Öffentliche Angelegenheiten können sich z.B. entweder in Beute oder
Kompromissobjekte von Parteien verwandeln. Die Lage des heutigen
Parlamentarismus ist entsprechend kritisch zu beurteilen, weil die moderne
Massendemokratie die argumentierende öffentliche Diskussion zu einer leeren
Formalität gemacht hat - in den Augen vieler Bürger zur Dekoration. Parteien
repräsentieren kaum noch diskutierende Meinungen, sondern wirtschaftliche
Machtgruppen, die Kompromisse schließen.
Das Staatsorganisationsrecht ist Teilgebiet des Verfassungsrechts. Es regelt
Aufbau und Funktionsweise der Staatsorgane. Moderne Verfassungen setzen sich
üblicherweise aus zwei Hauptteilen zusammen: einerseits aus den Grundrechten
andererseits aus dem Staatsorganisationsrecht. Angesichts der beschriebenen
Probleme lohnt es sich, wieder die Regularien des Staatsorganisationsrechts mehr
unter die Lupe zu nehmen. Zum Staatsorganisationsrecht gehören Regelungen über
die obersten Staatsorgane (Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages,
Abgeordnetengesetz, Geschäftsordnung des Bundesrates, Gesetz über die
Rechtsverhältnisse der Mitglieder der Bundesregierung, Gesetz über die
Rechtsverhältnisse der Parlamentarischen Staatssekretäre,
Bundesverfassungsgerichtsgesetz), das Wahlrecht (Bundeswahlgesetz,
Bundeswahlordnung, Wahlprüfungsgesetz, Europawahlgesetz), sowie das
Parteiengesetz und weitere Gesetze. Das vorliegende bei Niederle Media
erschienene Buch ist ein optimaler Schritt, sich dem Thema zu nähern.
Wie alle Niederle-Skripten enthält es die wichtigsten Themen. Es ist eine
Grundlagendarstellung des Staatsorganisationsrechts, die notwendig ist,
keineswegs aber auf ihren etwa 100 Seiten sämtliche Probleme abhandelt. Für
den Einstieg in das Staatsrecht, also um einen Überblick zu bekommen, ist das
Skript jedoch ideal. Es umfasst u.a. folgende Themen: Staat und Staatsrecht, das
Grundgesetz, die Verfassung, die parlamentarische Demokratie, Parteien,
Bundestag, Bundesrat und Bundesregierung. Das vorliegende Buch ist damit eine
Institution, die ähnlich wie das "Staatsorganisationsrecht - Staatsrecht
I" von Christoph Degenhart mittlerweile als Standardwerk betrachtet werden
kann.
Fazit
Das Buch beeindruckt vor allem durch seine klare und verständliche
Ausdrucksweise.
Vorgeschlagen von Daniel Bigalke
[Profil]
veröffentlicht am 03. Mai 2009 2009-05-03 11:50:13