Wer Die Farbe Blau von Jörg Kastner kennt wird in Die Tulpe des Bösen den
Amtinspektor Jeremias Katoen und seinen Amtsgehilfen Jan Dekkert wieder
antreffen. Während die beiden im erst genannten Buch eher eine Nebenrolle inne
hatten, stehen sie nun im Mittelpunkt der Erzählung. Zudem kommt es zu einer
kleinen zeitlichen Überschneidung. Während Die Farbe Blau am sechsten Dezember
1673 endet, beginnt Die Tulpe des Bösen bereits am achtzehnten Mai 1671. Wer
Jörg Kastners Romane kennt, wird auch immer mal wieder Querverweise finden, die
auf den einen oder anderen Band hinweisen. In der Republik der Vereinigten
Niederlande wächst sich der Tulpenhandel zu einem regelrechten Fieber mit
wilden Spekulationen aus.
Die "Verehrer der Tulpe", eine Gemeinschaft hochrangiger
Tulpenfreunde aus der Stadt Amsterdam trifft sich jeden Montag im Wirtshaus
"Zu den drei Tulpen". Die Freude an den Tulpen trübt sich jedoch ein,
da bereits zum zweiten Mal nach einem der Treffen ein Mitglied der Gemeinschaft
erstochen aufgefunden wurde. Dahinter steckt anscheinend ein Serienmörder, denn
bei jedem Opfer findet sich ein dunkles Tulpenblatt mit roten Tropfen.
Der bereits erwähnte Amtsinspektor Jeremias Katoen und seine beiden Büttel
Jan Dekkert und Joris Kampen werden beauftragt, sich um die Mordserie des
Tulpenmörders zu kümmern. Der Begriff Tulpenmörder geht auf die
Tulpenblätter zurück und ist für die einfache Bürgerschaft von Amsterdam
prägend. Amtsinspektor Katoen verschlägt es in das Grachtenviertel, in dem die
Wohlhabenden Dukatensäcke leben, genauso wie in das Hafenviertel der Stadt, wo
vor allem das lichtscheue Gesindel ihr Unwesen treibt. Er trifft dabei betuchte
Tulpenliebhaber wie Willem van Drop oder Tulpenhasser wie Sybrandt Swalmiu und
dessen Ziehtochter Anna.
Informationen zur grossen Tulpenhysterie aus Wikipedia:
Bei der Grossen Tulpenmanie in Holland im 17. Jahrhundert wurden Tulpenzwiebeln
zum Spekulationsobjekt. Es handelt sich um die erste gut dokumentierte
Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte, die am siebten Februar 1637
platzte.
Tulpen stammen ursprünglich aus dem asiatischen Raum, wo sie traditionell als
Lieblingsblume der Sultane gelten. Aus dem Osmanischen Reich gelangten sie um
1560 erstmals über Konstantinopel (heute Istanbul) nach Wien. Ihre Einführung
leitet in der Geschichte der Gartenkunst die sogenannte orientalische Periode
ein, in der neben Tulpen auch Hyazinthen und Narzissen eingeführt wurden. Es
waren jedoch besonders die Tulpen, die Garteninteressierte faszinierten.
Der Botaniker Carolus Clusius, Leiter des kaiserlichen Botanischen Gartens in
Wien, konnte sich sehr für die exotische Pflanze begeistern und ließ sie in
der Folge von Ogier Ghislain de Busbecq, einem bekannten flämischen Edelmann,
importieren. Clusius kultivierte die Tulpe auf europäischem Boden erstmals 1573
in großem Stile, indem er 1.500 der importierten Samen im Botanischen Garten
Kaiser Maximiliams II. aussäen ließ. Als Clusius 1593 Österreich verließ und
eine Stelle als Professor für Botanik in Leiden annahm, führte er die ihn so
faszinierenden Tulpen-Pflanzen auch in den Niederlanden ein. Die fremdartige
Blume faszinierte viele Bürger und wurde bald zum Statussymbol. Prachtgärten
entstanden nach italienischem Vorbild, die weibliche Oberschicht trug die Tulpe
zu gesellschaftlichen Anlässen als Schmuck im Haar oder am Busen und viele
Künstler zogen in die Niederlande, das damalige wirtschaftliche Zentrum
Europas.
Zunächst wurden die Zwiebeln nur während der Pflanzzeit gehandelt. Da sich
die Nachfrage jedoch ganzjährig ausdehnte, wurden später auch solche Zwiebeln
verkauft, die noch in der Erde waren. Als Konsequenz wurde der Tulpenhandel zum
Spekulationsgeschäft, da niemand wusste, wie die Tulpe wirklich aussehen
würde. Zu dem Zweck der Veranschaulichung, wie sie später aussehen sollten,
wurden Bilder in Auftrag gegeben. Kostbare Gemälde entstanden während dieser
Zeit vor allem in Utrecht, das damals für etwa 400 Maler Europas
Anziehungspunkt war.
In den 1630er Jahren überschlug sich die Entwicklung. Es konnten jetzt auch
Optionsscheine auf Tulpenzwiebelanteile gekauft werden. Die Preise explodierten
und stiegen von 1634 bis 1637 auf das über Fünfzigfache an. In Amsterdam wurde
ein komplettes Haus für drei Tulpenzwiebeln verkauft. Viele Zwiebeln kosteten
mehrere tausend Gulden, der höchste Preis für die wertvollste Tulpensorte,
Semper Augustus, lag Anfang 1637 bei 10.000 Gulden für eine einzige Zwiebel, zu
einer Zeit, als ein Zimmermann rund 250 Gulden im Jahr verdiente. Die
Spekulation war zur Spekulationsblase gediehen.
Fazit
Die beschriebenen Personen haben wie bei Jörg Kastner immer, Hand und Fuss. Sie
sind wirklichkeitsnah beschrieben und scheinen aus dem wahren Leben entsprungen
zu sein. Das Buch an sich ist phantastisch geschrieben. Es fehlt ein wenig die
Mystifizierung des Textes, kommt also eher wie ein historischer Krimi daher.
Aber kein Schlechter. Neben einer spannenden Handlung bietet das Buch zudem noch
einiges Zusatzmaterial. Ein Lehrbuch könnte manch einer denken, doch ist es
gerade die geschichtliche Übereinstimmung, die Roman und Sachverhalt zu einem
gekonnten einheitlichen Werk zusammen führen.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 17. April 2009 2009-04-17 06:21:21