Jade als Heldin der Erzählung lebt und arbeitet am Rande der dem Verfall preis
gegebenen Stadt mit ihrem Vater Jakub und der Köchin Lilinn im Hotel Larimar.
Lady Mar und ihre zwölf Lords, Willkürherrscherin über der Ruinenstadt am
Fluss Wila, setzte sie als Bewohner und Dienstleister zugleich in das Hotel. Da
nur selten Gäste in das Hotel einziehen, besteht die Hauptarbeit darin, das
grosse Haus instand zu halten. Leider fehlen die Geldmittel und so müssen sie
sehen, wie sie durch kleinere Tauschaktionen auf dem Schwarzmarkt ihr Auskommen
zu erhalten. Das Leben in der Stadt unter der fast zwanzigjährigen
Schreckensherrschaft ist nicht einfach und es bildet sich natürlich auch eine
Widerstandsgruppe. Jade ist eine heimliche Unterstützerin des Widerstandes und
unterhält Kontakte zu den Rebellen. Die Rebellen wollen mit Hilfe der wieder
zurückgekehrten Echos die Herrschaft der Lady Mar, die ihr Gesicht hinter einer
Maske verbirgt, brechen. Ihre Hoffnung gilt ganz dem Winterprinzen, auf den die
Echos hören. Die Echos jedoch sollen an den Morden der in den Ruinen lebenden
Menschen schuld sein. Die Echos sind sagenumwobene Wasserwesen, die zum Teil im
Fluss Wila leben und ab und zu heraus kommen.
Das Leben für Jade, Jakub und Lilinn ändert sich, als neue Gäste sich im
Hotel einquartieren. Einer der Gäste ist Tam, von dem Jade sehr schnell
hingerissen ist. Doch die Ernüchterung folgt auf dem Fuss, als sie erkennt,
dass Tams Freundlichkeit nur eine schöne Fassade ist. Jade lernt auch den
attraktiven Faun kennen. Faun behandelt sie jedoch wie eine niedere Dienstmagd
und nicht etwas als Gleichberechtigte. Trotzdem kommen sie sich mit der Zeit
näher und verlieben sich ineinander. Das Paar könnte nicht unterschiedlicher
sein. Faun, herablassend und der Gruppe angehörig, die die Hoffnung der
Rebellen zunichte macht und den Winterprinzen umbringt. Das fügt der
Rebellengruppe einen heftigen Rückschlag zu. Jade hingegen ist sehr
liebenswürdig und freundlich, so weit ihr das möglich ist, gehört aber direkt
zum Widerstand. Sie stehen auf unterschiedlichen Seiten. Die Kluft könnte nicht
grösser sein.
Fazit
Der neue Roman von Nina Blazon, Faunblut, beginnt mit Jade und Lilinn in der
Ruinenstadt, wo sie die Echos gesehen hat, die plötzlich verschwunden sind.
Nehmen die Echos nun Jagd auf sie auf und bringen sie um, oder sind es eher die
Jäger mit den Hunden, vor denen sie fliehen sollten und in der Ferne hören?
Wie dem auch sei. Flucht ist angesagt. Aber warum? Die Antwort kennt nicht etwa
der Wind, sondern muss sich von den Leserinnen und Lesern langsam selbst
erarbeitet werden. Von der Aufmachung des Buches mit einem sehr schönen
Schutzumschlag ausgehend, wendet sich das Buch an eine weibliche Leserschaft,
die gerne liest. Von dieser Ausgangssituation ausgehend, ist das Buch auch
gelungen. In einer Zeit, da das Dunkle ständig irgendwelche Vampire sind und
die Fantasy sich mit den überstrapazierten Völkern aus dem Herrn der Ringe
herum schlagen muss, zeigt sich eine neue deutsche Fantasy. Frische Ideen und
altbekannte zwischenmenschliche Auseinandersetzungen treffen aufeinander.
Zahlreiche Personen, mal mehr oder weniger wichtig und in der Handlung des
Romans vorantreibend oder eher beobachtend, sorgen immer wieder für
überraschende Wendungen der Handlung. Un das obwohl die Handlung im Mittelteil
etwas zähflüssig einher geht und erst zum ende des Buches wieder an Schwung
gewinnt. Ob das der alte Ben, der eifersüchtige Martyn oder die gewandte Moira
ist, steht nicht sonderlich im Vordergrund. Im Zusammenspiel wird aus der
Erzählung eine gelungene Geschichte. Soll man nun sagen, Nina Blazon ist
erwachsen geworden? Faunblut, mit dem etwas für mich unglücklichen Titel (ich
stelle mir unter Faun etwas anderes vor) ist düsterer geworden. Das Leben ist
nicht mehr so leicht. Es überwiegt die Hoffnungslosigkeit einer sterbenden
Stadt am Fluss.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 17. April 2009 2009-04-17 06:17:27