Mit "Waldeinsamkeit" liegt ein Gedichtbuch vor, das sich vor allem mit
dem deutschen Osten befasst. Dieses Buch ist Schlesien und den angrenzenden
Gebieten wie der Neumark und den Nordsudeten gewidmet und vor allem den
Dichtern, an denen dieses Land reicher ist als die meisten deutschen restlichen
Länder. Beide Schlesische Dichterschulen des Barock werden bedichtet, dann
Kleist, Zedlitz, Strachwitz.
Im Mittelpunkt steht Eichendorff, der das deutsche Gemüt besonders eingängig
gefaßt hat. Motive von ihm spinnen neun Gedichte fort. Den Abschluß bilden
Gedichte, die Dichtern des Ostens gewidmet sind, welche um die Jahrhundertwende
geboren wurden. Krieg und Vertreibung sind dabei natürlich nicht ausgespart. In
den Band eingestreut wurden zwanzig Impressionen, die durch Zeichnungen und
Druckgraphik von Joachim Karsch inspiriert wurden. Dieser Bildhauer war mit dem
ebenfalls aus Schlesien stammenden Dichter Horst Lange befreundet. Er nahm sich
1945 das Leben, um nicht nach Sibirien verschleppt zu werden.
Wieder sind es die Hingabe und Liebe zur Natur, die dieses Werk prägen. Wer
glaubt, die Moderne sei in ihrer Maßlosigkeit hinzunehmen und da meinte, der
Naturverbrauch sei nur ein Kollateralschaden, sollte sein Erleben wieder mit der
lebensspendenden Natur erneuern. Lammlas Dichtung - insbesondere der hier
vorliegende Band - mag auf diesem Weg ein Leitstern sein. Indem er die Welt
Eichendorffs, Stifters und anderer Naturdichter in neuem Gewande und in unserer
technologisch-geprägten Zeit aufleben läßt, gibt er zu erahnen, welcher
Schatz hier verschüttet liegt.
Die Natur und insbesondere Pflanzen und Tiere sind ein ewiger Quell der
Inspiration für Dichtung. Es gab keine ernstzunehmende Epoche der Literatur,
die nicht daran ihr Maß genommen hat und die großen Dichter haben sich
vielfältigen Naturthemen zugewandt. Der moderne Mensch, der ohne Dichtung und
Naturbeobachtung auszukommen glaubt, befindet sich in einem Irrtum. Lammla legt
hier den Finger auf die Wunde. Lammla dichtet für einen freieren Menschen. Er
dichtet über den Wald, seine tausend Lenze und das Rauschen des Waldes, welches
"von deutscher Art" kündet. So erkennt man den Genialismus des
Dichters, der wie sein Leser eines Maßes an Einsamkeit bedarf, um in der
Archaik der Zivilisation Varianten zum Fortschritt zu entwerfen.
Fazit
Der Dichter sprengt das Stahlgeflecht der Realität und peinigt das Unrecht,
welches dem deutschen Wesen angetan wurde - "Silesia":
"Deutsches Land, gepeinigt und geschunden,
Aber unrecht Gut wird nie gedeihn,
In die unbeweint verschorften Wunden
Schloß der Schrat den großen Reichtum ein,
Keinem wird wie einst die Pflugschar frommen,
Öd und ehern schweigen Hain und Au,
Bis wir einst als Diener wiederkommen
Und mit unsrer Müh die Liebe Frau."
Vorgeschlagen von Daniel Bigalke
[Profil]
veröffentlicht am 28. März 2009 2009-03-28 11:42:35