Dinahs Vater hat das Thema China geschickt verpackt: "Rechtzeitig zum
Beginn des 11. Schuljahres kannst du dann in die Internationale Schule in
Nanjing gehen:" Wie bitte? Dinah ist zwar gewohnt, dass ihr Vater als
Manager eines Hotelkonzerns in der ganzen Welt unterwegs ist. Doch dass Frau und
Tochter ihn für ein Jahr nach China begleiten sollen, lässt sich mit deren
Plänen kaum vereinbaren. Dinahs Mutter sieht ihre Karriere als Künstlerin
beeinträchtigt und Dinah selbst kann sich keinen Tag ohne ihren Freund Timo
vorstellen. Nur gemeinsam mit Timo fühlt sich Dinah komplett. An der
ernüchternden Tatsache, dass Timo sich keinen Flug nach China leisten kann, um
Dinah dort zu besuchen, ist auch nicht zu rütteln.
Dinahs Vater stellt die entscheidende Frage: Wenn Timo eine so einmalige Chance
geboten bekäme, würde Dinah dann von ihm erwarten, dass er ihr zuliebe
verzichtet? Dinah und Timo kennen sich seit der 7. Klasse und sind seit zwei
Jahren fest zusammen. Dinahs Vater versteht sich ausgezeichnet mit seinem
ehrgeizigen Fast-Schwiegersohn; auch Dinahs zukünftige Karriere in Vaters
Konzern scheint beschlossene Sache. Man kann sich die beiden Männer und ihre
gemeinsamen Hotelbaupläne schon jetzt ausmalen - doch was will eigentlich
Dinah? Dinahs Freundin Caro, wie immer taktvoll wie ein Nilpferd, bringt es auf
den Punkt. Sie findet die Beziehung zu Timo einfach spießig und kritisiert seit
langem Timos besitzergreifende Art. Caro freut sich schon für Dinah, dass die
Freundin nach China gehen kann. "Die Chinesen werden dich beglotzen wie
einen Alien!" kündigt Caro an. Während Timo noch immer überzeugt ist,
seine Freundin zum Dableiben überreden zu können, packt Dinahs Familie die
Umzugs-Kisten für Nanjing.
In China angekommen lernt Dinah Eddy, ihre zukünftige Mitschülerin kennen, die
aus Australien stammt. Eddy verfrachtet Dinah gleich am ersten Tag auf ihren
Elektroroller, um ihr das Gewusele auf einem chinesischen Markt zu zeigen.
Niemand hatte Dinah darauf vorbereitet, dass sie mit offenem Mund angestarrt
werden würde. Gerade mal 1,75m groß, überragt Dinah viele Chinesen wie ein
Leuchtturm. Als das Schuljahr an der Nanjing International School beginnt, ist
Dinah von der freundlichen Atmosphäre dort begeistert. Schnell wird ihr klar,
dass sie in den Weihnachtsferien ein ernstes Gespräch mit Timo führen muss.
Dinahs Entscheidung für oder gegen ein Auslandsjahr in China wie auch Dinahs
Situation als Ausländerin in China schildert Martina Sahler sehr realistisch.
Abgesehen von der leicht klischeehaften Darstellung der sehr wohlhabenden
Familie Dinahs im Vergleich zur sehr kinderreichen Familie Timos, fasziniert an
diesem Jugendroman, wie sich die Beziehung zwischen Timo und Dinah durch den
Auslandsaufenthalt verändert. Dinahs Harmoniebedürfnis hat bisher verhindert,
dass sie eigene Berufspläne schmiedet, die möglicherweise nicht in Timos
Pläne oder die ihres Vaters passen. Sahlers Jugendroman wirft die Frage auf, ob
und wie Schüler in einer langjährigen festen Beziehung gemeinsame
Zukunftspläne aushandeln - und wer dabei zurückstecken muss.
Fazit
Martina Sahlers Roman einer Schülerliebe in Zeiten der Globalisierung ist
locker formuliert, flüssig zu lesen und punktet mit einem flotten Buchcover.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 06. März 2009 2009-03-06 09:47:46