Leopold, der kleine Leopard, soll nicht allein am Wasser spielen; denn dort
wohnen Fremde, denen seine Mama nicht traut. Auch Frau Krokodil, Konrads Mama,
traut Fremden nicht und verbietet Konrad, oben im Wald zu spielen. So spielen
Leopard und Krokodil jeder für sich, Leopold mit seinem blauen Ball und Konrad
mit seinem roten Ball. Als Leopold eines Tages sein Ball den Abhang hinunter
bis zum Wasser rollt, hat er die Ermahnungen seiner Mutter noch im Ohr: "Da
wohnen Fremde - und da weiß man ja nie." Diese Fremden stellt Leopold
sich vor wie Leoparden mit riesigen grünen Monsterköpfen und spitzen Zähnen.
Als Leopold sich an den Strand wagt, entdeckt er dort zu allem Überfluss
riesige Fußabdrücke. Konrad geht es nicht besser, sein größtes anzunehmendes
Monster droht mit einem gewaltigen Krokodilkörper und mit ebenso gefährlich
spitzen Zähnen. Am Strand sieht Leopold Konrad kurz an und schnappt ohne
Nachzudenken seinen blauen Ball, während Konrad sich an seinen roten Ball
klammert. Jedes der beiden Tierkinder, die nur spielen wollten, rennt
erschrocken nach Hause. Nachdem ein Anfang gemacht ist, treffen sich Konrad und
Leopold nun regelmäßig heimlich und schließlich findet ihre Geschichte ein
gutes Ende.
Die Langeweile der Tierkinder, ihre Sehnsucht nach einem Freund und auch die
diffuse Angst vor Fremden kann jedes Kind nachempfinden. Brülharts
Bilderbuchklassiker bietet Anlass, darüber zu sprechen, warum Eltern sich um
ihre Kinder sorgen und warum sie besondere Angst vor "Fremden" haben.
Leopolds und Konrads Geschichte regt zum Nachdenken an, ob Kinder heimlich
Verbote ihrer Eltern umgehen dürfen und wie Leopold und Konrad ihr Problem
anders hätten lösen können.
Zu Beginn der Geschichte wird noch jedes Tierkind in seiner Welt vom anderen
getrennt in Einzeldarstellung gezeigt. Die Körpersprache der Mütter, die ihre
Kinder ermahnen und glauben, für sie das Beste entschieden zu haben, zeigt
eindringlich die innige Beziehung zwischen Müttern und Söhnen. Von der Szene
an, als Konrad seinen Ball absichtlich den Hügel hinauf wirft, vermittelt uns
die Darstellung der Landschaft in der Totalen die Botschaft, dass hier zwei
Tiere in einem gemeinsamen Lebensraum unterwegs sind. Auch die
Gegenüberstellung der beiden Einzelkinder auf einer Doppelseite präsentiert
uns zwei junge Tiere, die sich zwar farblich unterscheiden, deren Haltung,
Augen und Gesichtsausdruck jedoch mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede
aufweisen.
Fazit
"Leopold und der Fremde" spricht Kinder zunächst durch die mit
kräftigem Strich aufgetragenen Gelb- und Grüntöne und die klaren Konturen der
Illustrationen an. Die einfache Moral der Tierfabel wird schon von Dreijährigen
verstanden und bietet gerade auch für die Arbeit im Kindergarten zahlreiche
Anknüpfungspunkte, um über Ängste von Kindern und Eltern zu sprechen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 24. Februar 2009 2009-02-24 09:32:54