Sein ganzes Forscherleben lang hatte Professor Leuchtarm nach dem Schneemenschen
gesucht. Mit einer roten Lappenmütze auf dem Kopf und einem Eiszapfen unter der
Nase bestieg der kleine, bebrillte Gelehrte einen Berggipfel nach dem anderen
und wendete jeden Felsblock um. Als Leuchtarm die Suche schon aufgeben wollte,
stand plötzlich auf dem allerhöchsten Gipfel der Yeti vor ihm - weiß,
zottelig und so groß, dass der Professor leicht in die Handfläche des
Schneemenschen gepasst hätte. Der kleine Professor verpackt den riesigen
Schneemenschen in einer Kiste und trägt ihn auf den Schultern ins Tal.
Gemeinsam mit den Kollegen Löffelweis und Faltpinsel wird der Fund gebadet,
geschoren und rasiert. Ganz ohne seine Zotteln gibt der Schneemensch ein
deprimierendes Bild ab - er sieht nicht mehr wie ein Schneemensch aus.
Spätestens hier haben empfindsame kleine Zuhörer gefragt: Was hat die Mama des
Schneemenschen gesagt, als Professor Leuchtarm ihn einfach mitgenommen hat?
Warum weint der Schneemensch nicht, wenn er gebadet wird? Zottelbocks
Schicksal wirft die wichtige ethische Fragen auf, ob man um der Wissenschaft
oder um des eigenen Ruhmes willen ein Lebewesen aus seiner Umgebung
herausreißen und einfach mitnehmen darf.
Obwohl Professor Leuchtarm über Yetis noch ziemlich wenig weiß, tourt er durch
die Talkshows. Sein Schneemensch bekommt ohne Zotteln inzwischen kalte Ohren und
fertigt sich aus einem halben Kürbis einen Hut. Kürbishüte sind von nun an
der letzte Schrei und bei den Kürbishändlern auf dem Markt klingeln die
Kassen. Weil es Zottelbock bei Leuchtarm immer langweiliger geworden ist,
verschafft der Schneemensch sich mit zwei Besenstielen Bewegung - das Nordic
Walking ist erfunden. Von Stund an walken die Menschen mit dem Kürbishut auf
dem Kopf. Zottelbock ist zum Meinungsführer geworden. Als der Yeti sich zum
Spaß eine Banane ans Ohr hält, ahmen ihn die Menschen wieder nach. Nach langer
Zeit darf Zottelbock endlich ins Freie. Seine Fans belagern ihn - und es
passiert Verblüffendes. "Yante, lass uns heimgehen, wir wissen nun genug
über die Nacktrosigen" ruft Yurte, Yetis Frau, nimmt ihren Mann an die
Hand und verschwindet mit ihm in den verschneiten Bergen. Zurück bleibt eine
Bananenschale.
Fazit
Der Illustrator Jörg Mühle hat einen so riesigen Yeti Zottelbock gezeichnet,
dass Zottelbocks Kopf nur teilweise auf dem Titelbild des Buches Platz findet.
Der winzige Professor und der riesige Yeti bilden ein ungemein komisches Paar.
Daran, wie die Menschen Zottelbock nachahmen und jeder unbedingt einen
Kürbishut, zwei Stöcke und eine Banane haben möchte, werden Kinder ab 5
Jahren und Erwachsene gemeinsam ihren Spaß haben. Die kritische Botschaft des
Buches erschließt sich möglicherweise erst älteren Zuhörern.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 23. Februar 2009 2009-02-23 12:33:18