Twitttern, Taggen, Netzwerken - das Autorentrio führt seine Leser in die Welt
jener Computernutzer, die nur mal kurz ihren Account checken gehen, um dann
mehrere Stunden lang nicht wieder aufzutauchen. Zunächst gehen die Autoren bis
ins Jahr 1960 zurück, als mit PLATO eine der ersten Online-Communities
gegründet wurde. Mit der ersten Mailing-Liste für
Science-Fiction-Interessierte, die schon 1975 entstand, wurde vermutlich der
Grundstein für das Usenet gelegt. Plattformen wie Xing (2003 aus Open BC
entstanden) und Flickr (2002 entstanden) waren weitere Meilensteine in der
Verlagerung alltäglicher Aufgaben ins Netz. Ebersbach&Co erläutern Vorteile
für die Nutzer, formulieren die Hoffnung auf neue Einnahmequellen und
verschweigen nicht die Gefahren, die sich aus einer Auswertung des
Nutzerverhaltens ergeben können wie auch das Nachhinken der Rechtsprechung auf
diesem Gebiet. Am Beispiel der Wikis und der Wikipedia lernen wir tendenziell
basisdemokratische Projekte und die sie tragenden Gruppenprozesse kennen.
Spätestens seit dem Irakkrieg und seit dem Tsunami 2006 sind Blogs als
Informations-Lieferanten nicht mehr wegzudenken. Den bisher empirisch kaum
untersuchten Bereich des Social Networks ("viele Leute treffen und evtl.
ein bisschen über die Stränge schlagen") und die Motive der Nutzer lernen
wir in einem Vergleich zwischen Xing und StudiVZ kennen. Plattformen für
Produktbewertungen geben ihren Teilnehmern eine Möglichkeit zur
Peer-to-peer-Kommunikation wie auch zur Selbstdarstellung und nutzen die von den
Usern eingegebenen Daten, um für jeden Nutzer individuelle
Anschaffungsvorschläge zu erstellen.
Plattformen zur Produktbewertung wie amazon oder ciao sehen Ebersbach&Co als
Paradebeispiel des Crowdsourcing, das den User kostenlos arbeiten lässt.
Schließlich erfahren wir, wie die Anwendung der
Longtail-Theorie die Zukunft des Online-Handels weiter verändern
wird. Am Beispiel des fiktiven Nutzers Sorgenfrei, der unter diesem Usernamen
sowohl bei amazon, ebay, als auch in Wikipedia und einem Gesundheitsforum aktiv
ist, lernen wir die Schattenseiten der virtuellen Welt kennen, in der von jeder
Aktivität detaillierte Protokolle erstellt und miteinander verknüpft werden
können. Mit Kritik und der Darstellung von Auswüchsen wie Cybermobbing halten
die Autoren sich zurück.
Wer die vorgestellten Möglichkeiten des Netzwerkens im Internet bereits selbst
ausprobiert hat, wird auf Bekanntes treffen und dennoch von der übersichtlich
strukturierten Einführung profitieren. Es ist zu hoffen, dass die Informationen
aus "Social Web" zukünftig zum Grundwissen jedes Pädagogen gehören
werden. Aus medienpädagogischer oder verbraucherkritischer Sicht fallen die
kritischen Absätze zu Schattenseiten der schönen neuen virtuellen Welt
vergleichsweise knapp aus. Mögliche wirtschaftliche Auswirkungen, ob wir zum
Beispiel zukünftig mit dem Laptop an Südostasiens Stränden sitzen werden,
während google-AdWords und Twittern für unser Einkommen sorgen, bewerten die
Autoren zurückhaltend.
Fazit
Ebersbach, Glaser und Heigel legen eine auch für interessierte Laien leicht
lesbare Einführung in die Welt des Social Networking vor, die technische
Aspekte nur am Rande behandelt. Ihre interdisziplinäre Einführung in
Kooperationsformen im Internet zeigt medienwissenschaftliche, politologische und
sozialpsychologische Aspekte des Themas auf und richtet sich an Lehrende wie
auch Entscheidungsträger in Unternehmen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 22. Februar 2009 2009-02-22 10:15:21