Adolph Freiherr Knigge (1752-1796) ist hauptsächlich bekannt für sein 1788
erschienenes Werk "Über den Umgang mit Menschen". Kaum bekannt
hingegen ist, daß er eine bedeutende Person im Geheimbundwesen seiner Zeit war.
Okkulte Gesellschaften sprossen zu Lebzeiten Knigges und infolge der
französischen Revolution zahlreich aus dem Boden. Ihre Absicht und diejenige
entsprechender Schriften, so etwa einst auch die Schriften der H.P. Blavatzky,
beabsichtigten zu zeigen, daß die Natur nicht ein zufälliges Zusammentreffen
von Atomen ist, und, dem Menschen seinen richtigen Platz im Weltenplan
zuzuweisen. Sie wollten zeigen, daß die Wissenschaft moderner Zivilisation
niemals der okkulten Seite der Natur nahe gekommen ist.
Als Gründer eines Freundschaftsordens, Mitglied eines Studentenordens, mehrerer
Freimaurerlogen und des legendären Illuminatenordens war Knigge nun an den
wichtigen einschlägigen Bewegungen seiner Zeit beteiligt. Im Jahre 1788 schrieb
Knigge in seinem bekanntesten Werk "Über den Umgang mit Menschen":
"Unter die mancherlei schädlichen und unschädlichen Spielwerke, mit
welchen sich unser philosophisches Jahrhundert beschäftigt, gehört auch die
Menge geheimer Verbindungen und Orden verschiedner Art." Er wußte, was er
sagen wollte, denn sein Leben war geprägt davon. Sein Vater, Philipp Carl
Freiherr von Knigge, war einer der ersten deutschen Freimaurer. Bereits 1744,
während seines Studiums in Halle, ist er dort im Alter von 21 Jahren zusammen
mit seinem Hofmeister der 1743 gegründeten Loge "Zu den drei
Schlüsseln" beigetreten. Knigge schreibt also über seine Erfahrungen im
vorliegenden Buch, so etwa im Text "Philos endliche Erklärung", der
als seine "Geheimbundautobiographie" gelesen werden kann.
Er hatte nach kurzer Zeit aber mit dem Geheimbundwesen abgeschlossen. Das
vorliegende Buch enthält drei zentrale Texte Knigges dazu: "Beytrag zur
neuesten Geschichte des Freymaurerordens in neun Gesprächen mit Erlaubnis
meiner Obern herausgegeben (1786)", "Philos endliche Erklärung und
Antwort auf verschiedene Anforderungen und Fragen, die an ihn ergangen, seine
Verbindung mit dem Orden der Illuminaten betreffend (1788)", "Manifest
einer nicht geheimen, sondern sehr öffentlichen Verbindung echter Freunde der
Wahrheit, Rechtschaffenheit und bürgerlichen Ordnung (1795)". Auch
öffentlich gemacht hat Knigge seine Absage an die Freimaurerei und andere
Geheimbünde deutlich. Ausdrücklich geschah dies in "Über den Umgang mit
Menschen", das ein eigenes Kapitel "Über geheime Verbindungen und den
Umgang mit den Mitgliedern derselben" enthält. Dort steht zu lesen:
"Ich habe mich lange genug mit diesen Dingen beschäftigt, um aus Erfahrung
reden und jeden jungen Mann, dem seine Zeit lieb ist, abraten zu können, sich
in irgendeine geheime Gesellschaft, sie möge Namen haben, wie sie wolle,
aufnehmen zu lassen."
Fazit
Die vorliegenden Texte enthalten also die ausführliche Darlegung von Knigges
Gedanken, welche schließlich zu seiner Absage an das Logenwesen in seinem sonst
bekannten Hauptwerk führten. Damit füllt das vorliegende Buch eine Lücke,
denn es stellt dar, welchen Weg Knigge zurücklegte, um zu seinen Erkenntnissen
zu gelangen und es liest sich also gut komplementär zum "Umgang mit
Menschen". Welchen Zweck ein Orden eigentlich haben sollte, beschreibt der
Autor immer wieder. Aber diesem Zweck werden die Bünde offenbar Knigge nicht
mehr gerecht. Ziele seien: "Allgemeine Aufklärung zu befördern; sich
untereinander zu schützen, beizustehen und im bürgerlichen Leben jedes
Mitglied nach Verdienst und Fähigkeit emporzuheben." Knigge aber, der an
der Erfüllung dieser Ziele zweifelte, glaubte - und dafür sprechen viele
Zeilen des Buches - daß kein Geistes-Despotismus Wurzel fassen dürfe und kein
vorsätzlicher Betrüger das Volk verführen dürfe. Leider aber entwickelte
sich die Geschichte oft nicht derart. Knigge hielt dafür die Augen offen und
entfernte sich wahrscheinlich gerade dadurch vom Geheimbundwesen.
Vorgeschlagen von Daniel Bigalke
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veröffentlicht am 24. Januar 2009 2009-01-24 14:24:33