Die Familie der New Yorker Schülerin Skyler gehört zum Ostküstenadel der USA
und kann ihren Stammbaum bis zur Zeit der Pilgerväter zurückverfolgen. Skyler
und ihre Freunde von der noblen Duchesne Highschool verkehren in Manhattans
angesagtesten Clubs. Skyler legt Wert darauf, sich durch ihren sorgfältig
inszenierten Second-Hand-Kleidungsstil von den anderen abzugrenzen. Die Mutter
der Zwillinge Mimi und Jack ist emsig tätig in einem eng geknüpften Netz von
Wohltätigkeits-Organisationen. Sie konfrontiert ihre Kinder mit der
Zwangsmitgliedschaft in einem geheimnisvollen Komitee (mit einem t), das
zukünftig über ihr Schicksal zu bestimmen hätte. Bliss Lewellyn, die erst vor
kurzer Zeit nach New York gezogen ist, fühlt sich in der Stadt seltsam heimisch
und ahnt, dass sie schon einmal gelebt haben könnte.
Der Tod der Schülerin Angie unter verdächtigen Umständen ist erster
Anhaltspunkt dafür, dass wir es hier mit einer Gruppe sehr schlanker, sehr
leistungsfähiger Vampire zu tun haben, deren Schicksal mit dem Geheimnis um die
erste Siedlerkolonie von Roanoke eng verbunden ist. Vampirische Merkmale und
Eigenschaften bilden sich erst in der Pubertät mit ungefähr 15 Jahren aus.
Melissa de la Cruz' Helden müssen sich für sie selbst überraschend damit
abfinden, dass sie zur elitären Vampir-Szene der Blue Bloods gehören und über
Eigenschaften wie Gestaltwandeln oder Zeitanhalten verfügen können.
Unterstützt und beschützt werden Blue Bloods seit Jahrhunderten von einer
Dienerkaste aus Bankern und Rechtsanwälten, den Conduits. Zu welch tragischen
Verwicklungen es kommen kann, wenn ein Vampir sich in einen Menschen, ein Red
Blood verliebt, kann man sich seit
Bella und Edward leicht vorstellen. Die Vampir-Chick-Lit scheint
sich dem Thema Keuschheit verschrieben zu haben; die einzige Sex-Szene in
Immortals kommt konsequent amerikanisch-prüde daher. Über die Persönlichkeit
von Dylan, dem Objekt von Bliss vampirischer Begierde erfahren wir wenig.
Melissa de la Cruz Anspielung, superdünne Models seien in Wahrheit Vampire und
die gesamte Vampirliteratur habe bisher nur dazu gedient, die Red Bloods an der
Nase herum zu führen, hat ihren eigenen Charme. Wie sich die New Yorker Blue
Blood Gemeinschaft der Bedrohung durch eine dritte Spezies stellt, darüber
werden wir im geplanten zweiten Band mehr erfahren.
Band 2
Hüter des Unheils
Fazit
Die Autorin führt uns in eine Clique von Jugendlichen, die sich bisher über
ihren Status definierten und im ersten Band keinen besonders intelligenten
Eindruck erwecken. Die Persönlichkeiten werden noch kaum ausgearbeitet, obwohl
sich unter bestimmten Outfits sehr gut differenzierte Charaktere verbergen
könnten. Im Folgeband wird sich zeigen, ob Melissa de la Cruz die Chance nutzt,
deutlichere Gesellschaftskritik in ihr historisch-vampirisches Szenario zu
integrieren und ihren Figuren weitere Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 19. Januar 2009 2009-01-19 09:58:34