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Dominique Bühler, Inge Rychener: Handyknatsch, Internetfieber, Medienflut

Handyknatsch, Internetfieber, Medienflut

von Dominique Bühler, Inge Rychener
Verlag: Atlantis Verlag, Zürich [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-7152-1053-7

Preis: 1,17 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. November 2024]
Die Guggenbühls sind eine Familie mit drei erwachsenen Kindern; sie besitzen Fernseher, Videogerät, drei PCs, 2 Laptops, 6 Mobiltelefone, 6 Radios, 8 CD-Player und 2 Gamecubes. Dominique Bühler und Inge Rychener stellen jedem Kapitel ihres Buches das Portrait einer Familie und deren Mediennutzung voran. Jeweils ein Elternteil spricht offen über den Einfluss neuer Medien auf das Familienleben und über Konflikte, die sich daraus in der Erziehung ergeben. Die Interviewpartner äußern sich zu dem Medium, auf das sie selbst nur ungern verzichten würden und schlagen so den Bogen zur Vorbildrolle der Eltern für ihre Kinder. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Einführung eines neuen Mediums stets Ängste geweckt hat, 1821 wurde vor der Lesesucht gewarnt, in den 50ern des 20. Jahrhunderts forderten deutsche Pädagogen, Kinder vor Micky-Maus-Heften zu schützen und selbst die geplante Einführung der Vorschul-Serie Sesamstraße rief damals besorgte Pädagogen auf den Plan. Auf Sorgen, die Eltern die rasante Veränderung der Kommunikations- und Schreibkultur bereitet, gehen Bühler/Rychener sachkundig ein. Dass Jugendliche in Korea in einer Befragung aussagten, sie würden ohne ihr Mobiltelefon nicht mehr leben wollen, zeigt eindringlich die Brisanz des Themas. Die Gefahr am PC Zeit tot zu schlagen, in der man sich auch mit realen Personen hätte beschäftigen können, sehen die befragten Eltern für sich wie für ihre Kinder. Die Autorinnen wägen die unbestrittenen Vorteile der Welt der Wikis, blogs und Webseiten für Jugendliche gegen die Gefahr ab, dass Kinder das Internet gutgläubig für einen sicheren Raum halten könnten. Die finanziellen Folgen von Lockangeboten und im Internet geschlossenen Verträgen führt das Buch nüchtern vor Augen.

Kurz und knackig fassen die Autorinnen die Erkenntnisse Spitzers Vorsicht Bildschirm! Elektronische Medien, Gehirnentwicklung, Gesundheit und Gesellschaft über die Auswirkungen von Fernsehbildern auf die Entwicklung des kindlichen Gehirns zusammen. Spitzer polarisiert, erklärt jedoch nachvollziehbar, wie Bilder auf Kinder wirken. Seine Statements vermitteln das nötige Grundwissen, um die Mediennutzung von Kleinkindern altersgerecht zu steuern. "Ein Kind, das sich Bilder selber schafft, lässt nur diejenigen zu, die es auch verkraften kann." bezieht deutlich Stellung zur Bedeutung von Büchern und Geschichten für kleine Kinder in Konkurrenz zu vermeintlich "fördernden" anderen Medienangeboten. Die Roman-Autorin Ruth Schweikert berichtet, wie ihre Kinder lernen, Informationen aus einem unüberschaubaren Angebot auszuwählen und zu bewerten. Die Autorinnen schaffen bei ihren Lesern Bewusstsein für die persönliche Mediennutzung und die eigenen Schwächen. So wecken sie Verständnis dafür, dass Kinder von der nötigen Selbstdisziplin überfordert sein können. Zusammenhänge zwischen Aggressionen und Mediennutzung, wie auch die Gefahr des Eintauchens in eine Scheinwelt werden sachlich dargestellt. Die von den Medien kritisierte Internet-Sucht Jugendlicher sehen die Autorinnen falsch definiert. Die ungezügelte Nutzung elektronischer Medien sei nicht das Problem, sondern Symptom für ein Problem des süchtigen Nutzers, für das Therapie nötig sei. Anhand alltäglicher Auswirkungen neuer Medien auf die Familie wie die 24-stündige Verfügbarkeit per Mobiltelefon oder die Beliebigkeit, mit der Verabredungen kurzfristig per SMS abgesagt werden können, weil sich etwas vermeintlich besseres auftut, bekommen Eltern Konfliktpunkte und Ansätze für Gespräche mit den Kindern aufgezeigt. Eltern und auch eine Gruppe von Schülern, mit denen die Autorinnen diskutierten, betonen, wie wichtig es ist, mit Kindern und Jugendlichen im Gespräch zu bleiben.
Fazit
Durch den Blick in die Mediennutzung unterschiedlicher Familien zu Beginn jedes Kapitels bietet das Buch jedem Leser Anknüpfungspunkte. Die Autorinnen informieren sachlich zu einem kontroversen Thema und schließen mit den Grundpfeilern einer erfolgreichen Erziehung, die gerade auch für die Medienerziehung gelten: Vorbild, Wertschätzung, gemeinsames Aushandeln von Regeln und Konsequenz. Das schnell und leicht zu lesende Buch ist allen Eltern empfohlen.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 12. Januar 2009

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