Anthony Berkeleys bei Diogenes wieder neu aufgelegter Kriminalroman gehört zu
den Klassikern des Genres. 1929 entstanden, wird er zwar, oberflächlich
betrachtet, zu den "Rätselkrimis" im Stile von S.S. van Dyne
gerechnet, jedoch wird wie bei dem "verschenkten Mord" und v.a.
"Suspicion" (von
Hitchcock verfilmt) der
psychologische Aspekt des Mordes deutlich. Die Verfahrensweise des Krimis ist
einmalig: Berkeley nimmt spöttisch-kritisch die Tätigkeit des "Detection
Clubs", eines britischen Klubs von Hobby-Kriminalschriftstellern, dem er
neben solchen Berühmtheiten wie
Agatha Christie und
Dorothy Sayers auch angehörte, aufs
Korn. Geklärt werden soll der "Fall mit den Pralinen". 7 Mitglieder
des erlauchten Clubs haben 7 verschiedene Lösungsmöglichkeiten anzubieten.
Welches ist die Richtige ? Spannend sind jedoch nicht nur die
Lösungsmöglichkeiten, sondern ihre psychololgische Dimension: psychologische
Gefühle, wie sie später bei
Highsmith, Rendell etc. z.T. bis zur
Penetranz ausgewalzt wurden, werden hier mit ins Spiel gebracht: jedoch auf eine
solch witzige Art und Weise, daß man merkt: so ernst ist es wiederum nicht
gemeint. Vorbild des Autors ist der britische Komiker P.C. Woodehouse, dem er in
Stil und Witz sehr ähnlich ist.
Fazit
Trotzdem: das Buch ist ausgesprochen spannend und verdient, gelesen zu werden.
Es wurde von Symons ("Am Anfang war der Mord") sehr gelobt und von
Reclams Kriminalromanführer - zu recht - unter die besten 100 Krimis
aufgenommen. Dazu gehört er sicherlich, egal welcher Richtung der einzelne
Leser selber zuneigt.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 30. April 2003 2003-04-30 19:57:09