Patrick Quentins "Familienschande" gehört, wie
Jochen Schmidt in seinem Buch
"Gangster, Opfer, Detektive: Eine Typengeschichte des Kriminalromans"
geschrieben hat, zu den besten Krimis, die es gibt. "Family Skeletons"
spielt in einer reichen, vornehmen Familie in New York. Es kombiniert - so
Schmidt - die Vorzüge der englischen mit denen der amerikanischen
Detektivgeschichte. Schritt für Schritt deckt er (bei dem Autor handelt es sich
um ein Pseudonym zweier in England geborener Autoren, der Autor des vorliegenden
Bandes ist Hugh Callingham Wheeler) die Hintergründe eines mysteriösen
Mordfalles auf: Lew Denham hat heimlich eine Engländerin, Virginia Harwood,
geheiratet. Dies stößt in seiner Familie auf Widerstand... Kurz, nachdem Lew
Virginia seiner Familie vorgestellt hat, passiert ein mysteriöser Mord, der
aufgeklärt wird.
Nun wäre dies nichts besonderes. Atemberaubend ist jedoch die Spannung, mit der
bis zum Schluss die Lösung offenbleibt. "Ich erwachte immer wieder,
knipste das Licht an und las weiter. Ich konnte einfach nicht aufhören, bis ich
das Buch hinter mir hatte. Patrick Quentin spielt in diesem Roman virtuos alle
Möglichkeiten aus, und wenn man kurz vor dem Ende glaubt, es sei nun eben doch
so gewesen, wie die Logik es von Beginn an vermuten ließ, schlägt quentin die
letzte Volte. Bravourös!". Diese auf dem Buchrücken abgedruckten
Bemerkungen von Richard Kirn in der "Frankfurter Neuen Presse" kann
ich nur teilen: genauso ging es mir. Nun liegt Quentins Stärke nicht unbedingt
im Plot, jedoch - wie oben angedeutet, in der atemberaubenden Spannung. Im
Gegensatz zu Psychokrimis à la Patricia Highsmith, die ich persönlich nicht so
mag, hatte ich das Gefühl, dass das, was dem Protagonisten Lew Denham passiert,
mir auch hätte passieren können. Die Spannung ergibt sich aus der Frage (deren
Antwort hier natürlich nicht verraten wird), welche Bewandtnis es mit seiner
Frau und seinen Familienangehörigen hat. Diese Spannung wirkt echt - und nicht
- wie heute bei vielen Psychothrillern üblich - weit hergeholt.
Fazit
Es ist zu hoffen, dass der Diogenes Verlag die Thriller von Patrick Quentin bald
wieder neu auflegt - dem Leser wäre es zu wünschen.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 30. April 2003 2003-04-30 19:50:09