Unter den zahlreichen Titeln, die sich zur Zeit auf dem deutschen Buchmarkt
kritisch mit der Innen- und Außenpolitik des 43. US-Präsidenten
auseinandersetzen, ragt der vorliegende Band von Elmar Theveßen,
Terrorismusexperte und Nachrichtenleiter des ZDF, wohltuend hervor.
Ähnlich wie David Corns "Die Lügen des George W. Bush" analysiert
Theweßen äußerst kritisch die Bilanz des US-Präsidenten, wobei er Innen-,
Außen- und Wirtschaftspolitik gleichermaßen kritisch analysiert.
Beginnend mit dem innerparteilichen Vorwahlkampf gegen John McCayn im Jahre 2000
bis hin zur gescheiterten Irak-Politik analysiert Theweßen treffend, dass der
angeblich "ehrliche" US-Präsident seine Karriere aufgrund falscher
Versprechungen und Lügen aufgebaut hat. "Drei Jahre nach seinem
Amtsantritt lässt sich mit Sicherheit sagen, dass der 43. Präsident der USA
nicht aus purem Versehen oder schuldloser Unerfahrenheit in das eine oder andere
Fettnäpchen getreten ist. George W. Bush wollte Amerika verändern, und er
wollte auch die Welt verändern, als er sein Amt antrat." (S.10).
Innenpolitisch wolle der Präsident eine Rückkehr zu alten tugenden wie Fleiß,
Leistungsbereitschaft, Anstand, Sittenstrenge und Frömmigkeit predigen, wobei
Amtsvorgänger Bill Clinton für den Verfall der Sitten verantwortlich sei.
Außenpolitisch sei es Bush und seinem Team daraum gegangen, zu alter Stärke
zurückzukehren und sich nicht mehr von "Schurkenstaaten" auf der Nase
herumtanzen zu lassen. Man wollte sich nicht knebeln lassen von internationalen
Vereinbarungen oder dem "Debattierclub" der UN. "George Bush war
keine drei Tage vereidigt, da begann er schon, Versprechen...zu brechen. Er
beschenkte das reiche Amerika mit großzügigen Steuererleichterungen und
leitete einen Kurswechsel in zahlreichen innenpolitischen Fragen ein, der mit
dem "mitfühlenden Konservatismus"... [den er im Wahlkampf 2000
proklamiert hatte; B.N.] in en Wahlkampfslogans wenig zu tun hatte. Dabei bauten
Bush und sein Team ihre Politik auf einem rücksichtslosen Umgang mit der
Wahrheit auf. Die Versprechungen eines neuen Anstands im Weißen Haus gigen
unter im Sumpf einer Doppelmoral bei den Themen Steuern, Energie, Umweltschutz
und Biotechnologie. Auch in der Außenpolitik war Arroganz von Anfang an das
dominierende Motiv der neuen Administration. Dabei zerstörte die Bush-Regierung
vieles von dem, was ihre Vorgänge über Jahrzehnte hinweg in mühsamer
Kleinarbeit im internationalen Konsens aufgebaut hatten...Genau in diese Politik
hinein platzte der 11. September 2001. Die Terroranschläge von New York und
Washington mögen an einigen inhaltihen Schwerpunkten der amerikanischen
Außenpolitik Veränderungen bewirkt haben, am Politikstil änderten sie
eingentlich nichts. Ja, es lässt sich sogar der Nachweis führen, dass der
Angriff auf Amerika viele Entwicklungen, die längst im Gange waren, lediglich
verschärft hat." (S.10/11).
Die hier präsentierten Thesen sind nicht neu, werden jedoch anhand zahlreicher
Quellen belegt und die Kritik bleibt immer sachlich. Auch sekundäre Quellen
wurden immer überprüft und verifiziert. "Dieses Buch ist kritisch, hart
an einigen Stellen, aber hoffentlich immer fair, weil alle Vorwürfe durch
Fakten untermauert werden." Diesen Anspruch hat Theweßen in hervorragender
Weise eingelöst und daher ist dieses Buch anderen Büchern, die polemisch,
einseitig oder mit zweifelhaften Quellen operieren, eindeutig überlegen.
Fazit
Für mich daher das beste Buch über Politik und (katastrophale) Bilanz der
Politik Bushs. Der Bilanz Theweßens: "Insgesamt ist die Präsidentschaft
des Texaners gescheitert, in einer noch dramatischeren Form als die seines
Vaters" (S. 15) kann der Autor aufgrund seiner akribischen Arbeit
überzeugend belegen. Unbedingt lesenswert. Als nützliche Ergänzung zu dem
Thema sei empfohlen: "Die Lügen des George W. Bush" von David Corn.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 21. Mai 2004 2004-05-21 10:37:50