Die Trilogie um den schlesischen Medicus, Reinmar von Bielau, genannt Reynevan,
findet in dem vorliegenden Roman ihren Abschluss. Die Abenteuer brachten ihn
quer durchs Land, schenkten ihm Glück und Unglück verewigten ihn zwar nicht in
der grossen Geschichte, aber in den Herzen derjenigen die ihn kannten, findet er
einen Platz. Ebenso bei den Lesern, die manchmal qualvoll die Abenteuer
verfolgten und doch nicht eingreifen konnten und weiter lasen, in der Hoffnung
noch ein glückliches Ende zu erhaschen. Der Mann, der unter dem Bann des ewigen
Anathema belegt wurde, fand zwar immer wieder einen Weg, sich aus misslichen
Lagen zu befreien, aber das eigentliche Ende wird in diesem Band erzählt.
Reynevan, der Kräuterkundler wird vom breslauer Bischof wegen Verbrechen und
Zauberei verdammt. Gleichzeitig ist er aber immer noch auf der Suche nach seiner
geliebten Nicoletta. Nicoletta wurde von den Schergen des Bischofs entführt.
Reinmar von Bielau folgt jeder Spur die er von ihr finden kann. Daher wunderte
sich der Leser nicht, wenn er durch die vom Krieg gebeutelten Länder Schlesien,
Böhmen und teilen Deutschlands zieht. Dabei wird der Medicus Teil des Krieges.
Er schlägt sich in diesem Glaubenskrieg auf die Seite der Hussiten. Damit
steigt die Zahl seiner Feinde um ein Vielfaches an. Wie die Hussiten selbst im
Krieg gegen die Katholiken, lässt er sich zu Grausamkeiten hinreissen, die
eindeutig gegen den Eid des griechischen Heilers Hippokrates stehen. So grausam
der Krieg auch ist, so nötig ist er, um aus dem naiven Idealisten einen Mann zu
machen. Er erkennt, dass seine Ideale nur in Friedenszeiten durchzusetzen
wären, das er jedoch im hier und jetzt eher damit rechnen sollte, sein eigenes
Glück in die Hände zu nehmen. Mit diesem Glück ist es aber noch weit her. Er
muss sich gegen den Schwarzmagier Grellenort, einem Vertrauten des Bischofs von
Breslau messen und verliert. Sein weiterer Aufenthaltsort ist der Kerker.
Fazit
Schlesien im Jahr 1429 ist kein Ort, an dem ein Mensch der heutigen Zeit leben
möchte. Andrzej Sapkowski geht mit seiner Schilderung der damaligen Zeit sehr
in die Tiefe, greift Einzelheiten auf und wird fast intim mit ihr. Der Leser,
der ihm dabei über die Schulter sehen kann staunt über die Bandbreite an
Charakteren, Beschreibungen und Handlungen. Wir werden Zeuge wie ein Mann das
Auf und Ab seines Lebens meistert vor dem kriegerischen Hintergrund ständig
gebrochener und neu geschmiedeter Allianzen. Vergleiche ich hier direkt Die
Feuerbraut und Lux Perpetua, fällt meine Wahl eindeutig auf den letztgenannten
Band. Hier habe ich wirklich gut erforschte Geschichte als Hintergrund. Eine
handwerklich gut geschriebene Erzählung mit einem Reichtum an Informationen und
Einzelheiten von Land und Leuten. So muss ein historischer Roman in meinen Augen
geschrieben sein.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 26. Dezember 2008 2008-12-26 11:51:36