Das Lügendickicht unter den gedruckten Lettern - Harry Thürks neuestes Werk
"Gegenwartsbewältigung" wirft einen intensiven Blick hinter die
Kulissen:
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht... Wer erinnert sich nicht an diesen
Spruch, den einfallsreiche Eltern erfanden, um kleine Kinder vom falschen Wege
abzubringen? Und wer erinnert sich nicht daran, wie der kleine Racker dann stets
anfing, zu stottern und sich sofort selbst zu widersprechen?
Nur bei einem wirkt diese Drohung nicht. Und dieser eine, der mächtiger ist als
jedes menschliche Gewissen, kümmert sich herzlich wenig um Bedenken dieser Art.
Genaugenommen ist "er" gar kein "er" sondern "er"
sind "sie". Die Rede ist, mancher Leser ahnt es schon, von den Medien,
die in den vergangenen 150 Jahren mit skrupelloser Meinungsmache die Welt in
zunehmendem Maße unter ihre Kontrolle brachten.
William Randolph Hearst und Joseph Pulitzer sind nicht die einzigen, die im
Laufe der Jahre eine ungeheure Macht anhäuften, indem sie sich mit ihren
Sensationsblättern stets im Kielwasser der aktuellen politischen Linie hielten.
Sie sind nur zwei Beispiele, die der bekannte deutsche Schriftsteller Harry
Thürk anführt, um die riesige Macht der Medien und ihren Missbrauch im Laufe
der Geschichte (aber auch angesichts der aktuell brisanten politischen Lage) zu
präsentieren. Thürk, der selbst 30 Jahre lang aktiver Reporter in den
krisengeschüttelten Regionen dieser Welt war und auch später, als ihm eine
während seiner Reportertätigkeit im Vietnam-Krieg erworbene Gasvergiftung an
größeren Reisen hinderte, noch mehr als 20 Jahre lang schriftstellerisch
tätig war, spricht aus Erfahrung. Thürk hat sie gesehen, die tausenden Toten
während der grauenhaften militärischen Auseinandersetzungen nach dem 2.
Weltkrieg. Er hat darüber berichtet und er hat andere darüber berichten sehen.
Schon in "Der Tod und der Regen" ging ihm auf, was er hier nochmals
manifestiert: Medien sind und bleiben ein Mittel der politischen und
wirtschaftlichen Elite, Meinungsmache zu betreiben und Profit zu scheffeln.
Anhand interessanter historischer Enthüllungen, prominenter Zitate und
gegenwärtiger Meldungen führt Thürk dem Leser den korrupten Sumpf der Medien
vor, in dem die Mächtigen und Großen dieser Welt mit sichtlichem Vergnügen
baden. Besonders in den USA, in denen die Pressefreiheit eins der ersten
garantierten Rechte war, haben die Medien eine mit Großfinanz und -industrie
verfilzte Schicht gebildet, die über mehr als 150 Jahre hinweg einen Schleier
über die Realität zu legen vermochte. Diesen Schleier reißt Thürk mit dem
scharfen Sachverstand und dem untrüglichen Auge des Journalisten gnadenlos
herunter und legt frei, was die Medien stets zu vertuschen suchen: Ein Gebilde
von Lügen, das uns selbst in neuester Zeit (das Buch wurde 2002
veröffentlicht) ganz subtil eingeflößt wird und dessen Existenz uns ohne
Menschen wie Thürk wohl völlig verborgen wäre.
Fazit
"Gegenwartsbewältigung" ist ein Muss für jeden, der einen Blick
hinter die Kulissen tun will und sich nicht scheut, seine "p.c."
(political correctness) zugunsten der Vernunft über Bord zu werfen. Wer auf
eine schöne Prosa-Abhandlung hofft, wird jedoch enttäuscht:
"Gegenwartsbewältigung" ist, wie schon der Untertitel sagt, eine
Zettelsammlung, die sich aber fast noch besser liest als erzählter Text. Daher
rührt übrigens auch, dass das unscheinbare Buch wesentlich mehr enthält, als
ein Roman dieses Formats es jemals könnte. Wer mehr über
"Gegenwartsbewältigung" und andere Bücher Thürks erfahren will,
kann sich übrigens unter im ersten und weltweit einzigen
Harry Thürk -
Forum
informieren...
Vorgeschlagen von Hanjo Hamann
[Profil]
veröffentlicht am 29. April 2003 2003-04-29 12:13:29