Dieser Kriminalroman von Patrick Quentin erschien bereits 1945 und wurde in
deutscher Sprache erstmals unter dem Titel: "Liebe und Mord in Reno"
im Schweizer Verlag Albert Müller veröffentlicht (worauf der Diogenes-Verlag
leider nicht hinwies). Er ist einer der 9 Romane, die um den Theaterregisseur
Peter Duluth und seine liebenswerte Frau Iris spielen, die hier einen
verzwickten Mordfall aufzuklären haben. Sie sind bei ihrer reichen Bekannten
Lorraine Pleygel über das Wochenende eingeladen. Außerdem finden sich mehrere
scheidungswillige Frauen ein - nebst ihren verstoßenen Ehemännern. Lorraine
möchte selber heiraten und glaubt in ihrem Glück, eine allgemeine Versöhnung
herbeiführen zu können. Womit sie sich schrecklich irrt: innerhalb von 3 Tagen
werden auf mysteriöse Art und Weise drei der Eingeladenen ermordet... Es
beginnt ein makabres Spiel zwischen Peter Duluth, der seine Frau heil und gesund
aus diesem mörderischen Wespennest herausholen möchte und alles daransetzt,
die Morde aufzuklären und dem kaltblütigen Täter.
Quentin kombiniert auch in diesem Roman die Vorzüge des klassischen englischen
Kriminalromans mit den Spannungselementen des amerikanischen Thrillers. Er baut
so - wie in allen seinen Romanen - eine fast unerträgliche Spannung auf. Diese
resultiert daraus, dass der Ich-Erzähler, Peter Duluth, zwar scharf kombinieren
kann, jedoch trotz Vorahnungen nicht in der Lage ist, einen der Morde zu
verhindern.
Patrick Quentin spielt virtuos mit den verschiedenen Varianten der Klassiker,
die er natürlich kennt. Gibt es bei den Morden einen Zusammenhang? Gibt es
mehrere Täter? Sind die verschiedenen Verbrechen nur Ablenkungsmanöver, um dem
Täter nicht auf die Spur zu kommen? All diese Motive sind aus dem klassischen
englischen Kriminalroman durchaus bekannt, werden hier jedoch so geschickt
variiert, dass ich das Buch in einem Zug bis zum Ende gelesen habe. Mir ging es
so wie einem Rezensenten von Quentins Büchern: "Ich ließ das Licht an,
bis ich das Ende erreicht hatte". Quentin ist ein Meister des
Spannungsromans. Hierin, nicht unbedingt im Plot, liegt seine Stärke. Nun ist
dieses Buch sicherlich nicht sein allerbestes und kommt an
"Familienschande" nicht heran. Dafür wirkt es doch zu konstruiert und
"künstlich". Auch fehlt eine eingehende Charakterzeichnung der
Personen, die lediglich skizziert werden (auch ein Unterschied zu seinem
Meisterwerk "Familienschande". Dennoch ist es als spannende
Unterhaltung nicht zu verachten. Das Urteil von
Anthony Berkeley ("Der Fall mit
den Pralinen", ebenfalls Diogenes), der unter seinem Pseudonym
"Francis Iles" folgende Wertung zu Quentin abgab: "Für mich ist
Patrick Quentin die Nummer Eins der amerikanischen Kriminalautoren", trifft
in Puncto Spannungsaufbau daher sicherlich zu.
Fazit
Es handelt sich um einen solide gemachten "Klassiker".
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 30. April 2003 2003-04-30 13:44:29