Wieder mal ein Waisenjunge der die Welt retten soll ... als Leser bin ich schon
lange der Meinung, dass es keine zufriedenen und lebenswerten Familien mehr
gibt. Waisenkinder und Halbwaisen müssen ständig die Welt retten, weil genau
so oft irgendwelche böse Buben (in der Regel sind es Männer oder
Männerfreundschaften) die Herrschaft über die Welt antreten wollen.
Das gleiche gilt für den Jungen mit dem ungewöhnlichen Namen Alcatraz Smedry.
Er zieht das Unglück an wie der Nordpol die Magnetnadel. Was Alcatraz Smedry
auch in die Hände nimmt, es zerbricht. Angefangen bei Geschirr, über
komplizierte Technik bis hin zu den Beziehungen einer grossen Anzahl von
Pflegeeltern. Aus den gescheiterten Beziehungen gelernt, hat Alcatraz sich in
sich zurück gezogen. Trotzdem wünscht er sich nichts sehnlicher als eine
Familie, in der er sich geborgen fühlen kann. Zu seinem dreizehnten Geburtstag
wird ihm ein Sack voll Sand geschenkt. Damit nimmt sein Leben eine
ungewöhnliche Wendung. Der Sand, der natürlich kein gewöhnlicher Sand ist,
wird ihm gestohlen. Dahinter steckt der Geheimbund der dunklen Bibliothekare,
deren selbst gestelltes Ziel es ist, die Weltherrschaft zu übernehmen, vor
allem indem sie Wissen unterdrücken. Gleichzeitig deckt unser Held noch die
Mutter aller Verschwörungstheorien auf, die von den Bibliothekaren erwähnt
wurde. Und der Geburtstags-Sand des Jungen ist ein wichtiger Bestandteil auf dem
Weg zur Weltherrschaft! Alcatraz begegnet zum ersten Mal einem Verwandten,
seinem Grossvater. Der alte Mann mit den weissen Haaren, dem Frack und der
bunten Brille erzählt ihm, dass es an dem Jungen mit dem Gefängnisnamen liegt,
die Bibliothekare zu stoppen. Aber auch der Gegenspieler trägt einen dunklen
Anzug und besitzt ein Monokel mit farbigen Glas. Hergestellt von den Okulatoren
dienen die Gläser zum Auffinden von Spuren, Auren und dergleichen mehr. Das
Glas dient aber auch dazu weitere Gegenstände herzustellen, sehr zur
Verblüffung von Alcatraz und den Lesern. Die inflationäre
Verwandtschaftsbeziehung setzt sich für Alcatraz fort, taucht doch plötzlich
noch ein schwerbewaffneter Vetter auf, mit dem sinnigen Namen Sing Sing.
Die Welt Nalhalla scheint nach all den bisherigen Abenteuern ein sicherer
Zufluchtsort zu sein, den Alcatraz mit seinen Begleitern, etwa der Handtaschen
schwingenden Bastille, Draulin oder Cousine Australia und anderen aufsuchen
wollen. Stattdessen finden sie sich in der Bibliothek von Alexandria wieder um
Grossvater Smedry zu retten. Der wiederum ist auf der Suche nach seinem Sohn,
dem Vater von Alcatraz. Er hofft hier eine Spur wieder aufnehmen zu können. Die
Sicherheit in dem alten Gebäude ist jedoch nicht gegeben. Die gefährlichste
Sache in der Bibliothek ist jedoch, ein Buch zu verschieben und deshalb die
eigene Seele zu verlieren und, was am Schlimmsten ist, selbst zu einem
Bibliothekar zu werden.
Fazit
Brandon Sanderson stellt ein sehr humorvolles Buch mit seltsamen Ideen für Jung
und alt vor. Der Roman kommt gut ohne Magie aus. Die Orte die angesprochen
werden liegen zum Teil ausserhalb der Wahrnehmung, die ein Normalsterblicher
besitzt. Das soll nach den Bibliothekaren auch so bleiben. Ihre Machenschaften
bleiben dadurch eher unentdeckt. Was mir gefällt ist die Eigenschaft, die die
Hauptdarsteller mit sich führen. Bei Alcatraz geht alles kaputt, der alte Mann
vor der Tür, der sich als Grossvater vorstellt, kommt immer zu spät, Sing Sing
stolpert immer und andere Dinge mehr. Alcatraz Smedry berichtet in der
Ich-Erzählweise und seine Betrachtungen und Vergleiche zwischen normaler Welt
und der ‚anderen’ Welt sind in der Regel erheiternd. Den einzigen Nachteil
den ich sehe, ist der, dass Brandon Sanderson sich immer wieder selbst zitiert,
um nicht zu sagen, sich wiederholt. Dennoch, das Buch ist deswegen lesenswert,
weil es manche Ansichten des Lesers umkehrt. Der Autor, der gleichzeitig an
mehreren Serien schreibt bezieht den Leser sehr stark in die Handlung ein. Es
entsteht das Gefühl, direkt dabei zu sein, alles unmittelbar selbst zu
erleben.
Ein weiteres Glanzlicht, ein Hingucker und Zugreifer, ist das Buch selbst. Mit
seinem Titelbild und der gekonnten Aufmachung macht das Buch nicht nur
neugierig. Im Gegenteil, die Neugier hält an, bis das Buch zu Ende gelesen ist.
Nur um die Neugier auf den nächsten Band aufrecht zu erhalten.
Allerdings sollte man darauf achten, nicht den Roman von Frank Kurella in die
Finger zu bekommen. Sein Pergament des Todes hat mit diesem Roman nichts zu tun.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 05. Dezember 2008 2008-12-05 12:44:58