An einem gewöhnlichen Samstagnachmittag erhält Tom Meron einen Anruf, der sein
Leben für immer verändern wird. Es ist sein alter Freund Jack Callay, der
panisch um Hilfe fleht. Noch während des Telefonats hört Tom, wie Jack
ermordet wird. Doch es sind vor allem die letzten Worte seines Freundes, die ihn
in Todesangst versetzen, denn Callay nennt seinem Mörder Toms Adresse.
Fluchtartig verlässt Tom mit seinen Kindern das Haus. Kurz darauf sieht er, wie
ein fremdes Auto vor seinem Haus hält. Doch damit nicht genug. Seine Frau
verschwindet spurlos, und in ihrem Büro findet man die Leiche einer jungen
Frau. Und Tom hält die Polizei für den Mörder.
Mit diesem packenden Szenario gelingt dem Briten Simon Kernick ein
hochspannender Einsteig in seinen Thriller "Gnadenlos". Einem Roman,
der zumindest über zwei Drittel hält, was er verspricht. Stück für Stück
versucht Tom Meron herauszufinden, in welchen Albtraum er geraten ist. Und wie
Tom erlebt auch der Leser dieses Puzzlespiel mit, denn "Gnadenlos" ist
ein gutes Beispiel dafür, welche Romane mit einer Ich-Perspektive
funktionieren. Der Leser schlüpft in die Haut von Tom, weiß genauso wenig wie
er und muss sich daher von der Handlung treiben lassen. Und diese bietet
genügend spannende Cliffhanger, um immer wieder zu überraschen.
Leider geht "Gnadenlos" zum Ende hin ein wenig die Luft aus. Die über
gut 300 Seiten aufgebaute Spannung entlädt sich in einer etwas konstruiert
wirkenden und letztlich nicht sonderlich spektakulären Auflösung. Hier kann
man sich des Eindruckes nicht erwähren, als habe Simon Kernick selbst nicht
ganz gewusst, wie er seine Handlungsstränge auflösen soll.
Davon abgesehen ist "Gnadenlos" durchaus zu empfehlen. Simon Kernicks
Schreibstil ist einfach, aber überaus wirksam. Wo andere Thriller zwanzig
Seiten und mehr benötigen, um die Handlung zu starten, hat der Brite seine
Leser bereits auf der zweiten Seite im Netz.
Fazit
"Gnadenlos" ist ein solider Pageturner mit Bestsellerqualitäten.
Lediglich das Ende überzeugt nicht ganz. Aber Simon Kernick ist trotzdem ein
Name, den sich Krimifans merken sollten.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 02. Dezember 2008 2008-12-02 17:23:00