Wer balanciert da Flöte spielend auf der Bärenpfote? Der Siebenschläfer. Aus
einem Stück Rohr hat der Siebenschläfer mit einem scharfen Stein und der
tatkräftigen Hilfe des Spechts eine Flöte angefertigt. Währenddessen schläft
der Bär auf seinem roten Kissen. Die Flötentöne des Siebenschläfers wecken
den Bären, er freut sich an der Musik und möchte gern die Flöte des
Siebenschläfers haben. Im Tausch gegen das rote Kissen erhält der Bär die
Flöte. Doch für Bärentatzen ist die Flöte viel zu klein. Der Bär bläst, er
pustet, der Speichel tropft, der ganze Bär dreht sich um die Flöte. Der kleine
Siebenschläfer fällt beinahe vom Kissen, als er sieht, wie der Bär sich mit
der Flöte müht. Der Flötenkünstler bietet einen Tausch an: Wenn der Bär ihm
die Flöte zurück gibt, wird Siebenschläfer für ihn spielen. Der raffinierte
Siebenschläfer hat nun nicht nur Flöte und Kissen, er lässt sich beim Flöten
sogar vom Bären tragen. Der Bär scheint mit diesem Tausch sehr zufrieden zu
sein. Schließlich sehen wir Bär und Siebenschläfer unter einem großen Baum
Pause machen. Kissen, Siebenschläfer und Flöte ruhen auf dem dicken,
gemütlichen Bärenbauch. Als der Siebenschläfer den Bären mit einer
Flötenmelodie aus seinem Schläfchen weckt, tanzt der Bär, er streckt sich, er
rockt - die ganze graziöse Fellkugel ist Musik. Der Siebenschläfer bewundert
die Tanzkünste des Bären und schenkt ihm einen Glückskiesel. Das Glück der
beiden Tiere scheint vollkommen, als der Bär den Siebenschläfer beim Tanzen
herum schwingt. Wozu sollte ein Bär da noch einen Glücks-Kiesel brauchen? Auf
der letzten Seite sitzen die ungleichen Freunde Seite an Seite am Fluss und
sinnen über das Schenken nach.
Die Illustratorin Kathrin Schärer zeigt den Lesern ihres Bilderbuchs eine
Freundschaft zwischen zwei gegensätzlichen Tieren, dem unscheinbaren
Siebenschläfer und dem Sympathieträger Bär. Beide Tiere teilen sich in
ansteckend humorvoller Körpersprache mit. Musik setzt die Illustratorin mit
Wachsmalkreide in Blüten-Umrisse um, die Bewegung des Bären in einfarbig
schwarze Kohle-Umrisse. Die geflöteten Blumen vergrößern sich, werden bunter,
bis sie eine ganze Buchseite ausfüllen. Töne und Bären-Bewegung geben der
Geschichte eine zusätzliche Handlungsebene. Der Kontrast zwischen Groß und
Klein lässt den Betrachter schmunzeln, das rote Kissen und der Herbstwald mit
seinen warmen Farben sprechen die Gefühle der Leser an. Die Botschaft des
Text-Autors Lorenz Pauli "Haben ist nicht Können" und
"Freundschaft kann man nicht aufrechnen" lässt sich mit dieser
einfachen Parabel schon kleinen Kindern vermitteln.
Fazit
"ich mit dir und du mit mir" erfüllt, was viele Eltern sich von einem
Bilderbuch wünschen, es eignet sich für Kinder unterschiedlichen Alters.
Dreijährige werden sich an der Tierfreundschaft und der Farbgestaltung
erfreuen, den älteren Geschwistern bietet die Botschaft des Buches Anlass,
über Freundschaft nachzusinnen und zu sprechen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 02. Dezember 2008 2008-12-02 09:26:38