Wer das Buch Stadt der Heiligen & Verrückten kennt, wird sich in Shriek sehr
schnell einlesen. Jeff VanderMeers Ambra steht wieder im Mittelpunkt als
Handlungsort. Das schöne an Ambra, der Stadt der Heiligen & Verrückten ist,
sie könnte überall bestehen, ja man könnte fast in das nächste Reisebüro
gehen und einen Flug dorthin buchen.
Aber worum geht es in diesem Buch eigentlich? Da ist Duncan Shriek. Historiker
von Beruf aber nicht auffindbar. Man meint, er sei tot, doch gibt es keinerlei
Beweise. Weder dafür noch dagegen. Duncan hat in seiner Arbeit als Historiker
herausgefunden, dass am Platz auf dem heute die Stadt Amber steht, sich die
Stadt Cinsorium befand. Immer wieder stieg er hinunter in die Unterwelt, in der
sich die Grauhüte befinden. Er will beweisen, dass sie es waren, die am Tod von
25.000 Bewohnern der Stadt Cinsorium Schuld sind. In Amber verlacht man ihn,
aber er lässt sich davon nicht in seiner Meinung beirren. Mit seiner
Beschreibung der Grauhüte erinnert mich Jeff VanderMeer ein wenig an William
Hope Hodgson the voice in the night von 1914.
Das Buch beginnt mit einem vorgezogenen Nachwort von Janice Shriek. Sie geht
dabei von der Voraussetzung aus, ihr Bruder kommt nicht wieder. Das Nachwort
galt dabei Hoegbottons Führer zur Frühgeschichte der Stadt Ambra von Duncan
Shriek. Aber Duncan kann nicht verschwunden oder gar tot sein. Das Buch enthält
Notizen von ihm, die sich eindeutig auf das geschriebene Wort seiner Schwester
beziehen. In der Hinsicht ist das Buch, als Nachwort, Familienchronik,
Beziehungskrise zu Mary Sabon und Totenklage vollkommen falsch.
Die ehemalige Galeristen Janice Shriek ist vielleicht gar nicht einmal die
richtige Person, einen Nachruf auf ihren Bruder zu schreiben. In jungen Jahren
hatte sie alles hinter sich, was die High Society von Amber ausmacht. Sex und
Drogen, wilde Parties und ein Selbstmordversuch. Daraufhin musste sie einige
Zeit in einer geschlossenen Anstalt sich einer Therapie unterziehen. Als man sie
entlässt, muss sie mit Entsetzen feststellen, dass sich die Kunst gewandelt hat
und nichts mehr damit gemein hat, was sie kennt. Ihr Bruder ist arbeitslos und
seine Aufmerksamkeit erregenden Theorien verlieren genau das. Da bricht zwischen
den Verlagshäusern Frankwrithe & Lewden und Hoegbotton und Söhne ein
Verlagskrieg aus. Das Geschwisterpaar Shriek nimmt eine Stellung als
Kriegsberichterstatter an. Dieser Krieg geht sogar so weit, dass es zu
regelrechten Massakern während einer Opernaufführung kommt. Zuerst auf der
Bühne, dann mitten im Saal. Während sich Janice weiterhin mit dem Verlagskrieg
beschäftigt, verschwindet ihr Bruder im Untergrund von Amber, um sich weiterhin
seinen Forschungen zu widmen.
Fazit
Jeff VanderMeer ist ein Autor, der es versteht, seine Bilder die er vor sich
sieht, dem Leser wortgewandt zu vermitteln. Als Leser kann ich mir durchaus
vorstellen, Janice über die Schulter zu schauen, wie sie auf ihrer
Schreibmaschine, (siehe Titelbild) ihren Bericht schreibt, wohlwissend, die
Pilze werden die Schreibmaschine und eventuell auch jeden und alles was damit
in Berührung kam, zersetzen. Jeff VanderMeer schrieb ein Buch dessen Ironie, ja
fast Sarkasmus zu nennen, begeisterte. Wie bereits bei Stadt der Heiligen &
Verrückten kann ich für den Roman richtig begeistern.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 28. November 2008 2008-11-28 09:37:39