Till Martin hat in "Viel Zauber um Harry" eine gelungene
Quellensammlung zum Thema Potter und
Joanne K. Rowling veröffentlicht.
Das Buch strotzt vor unterschiedlichen Texten über die Autorin und das
Mysterium Potter, welches seit mittlerweile mehr als fünf Jahren die ganze
literarische Welt auf Trab hält. Den Großteil des Buches dominiert ein
Interview von Lindsay Fraser mit Rowling, in dem nicht nur die Entstehung der
vier Bücher und ihrer Grundidee hintergründig beschrieben wird, sondern auch
interessante Fakten von Rowlings Kindheit und Jugend zur Sprache kommen.
Neben weiteren Texten aus der "Zeit" und dem Magazin der
"Frankfurter Rundschau", jeweils gespickt mit Fotos, Zeichnungen und
kurzen Zitaten aus Pressetexten und den ersten vier Potter-Bänden, ist der
letzte Text der meiner Meinung nach interessanteste: Ein Artikel von
Stephen King, den die "FAZ"
im Sommer 2000 veröffentlichte. Darin äußert sich King sehr positiv über den
Potter, obwohl er deutlich die Konkurrenz zu seinen Büchern erkennt. Er
beschreibt "Harry Potter und der Feuerkelch" als "größten
Bestseller aller Zeiten - eine Position, die das Buch wahrscheinlich bis zum
Erscheinen von Potter V innehaben wird". King weiter: "Und wenn diese
Millionen von Lesern (Anm. der Redaktion: im April 2003 waren mehr als 15,5 Mio.
deutschsprachige Exemplare der vier Bände verkauft) im Alter von elf odr zwölf
Jahren einmal die Wunder und die Reichtümer der Fantasy entdeckt haben... na
ja, wenn sie sechzehn sind oder so, dann gibts da diesen gewissen King." Er
erkennt deutlich, dass - zumindest für das jüngere Publikum - Joanne K.
Rowling und die Bücher um den jungen Zauberlehrling, wie Goethe es so schön
nannte, einen Umbruch der bisherigen Bücherwelt bedeuten könnten. Und das
könnte sich unter Umständen nicht positiv für ihn auswirken - aber für die
Leser, die so mehr von beiden Seiten, die sich um die Leser mit noch besseren
Büchern bemühen müssen, hören werden.
Deutlich wird aber auch der Zwiespalt in Rowlings Leseverständnis. Einerseits
sagt sie im Interview mit Fraser, wie ihre Bücher behandelt werden sollen:
"Das Buch sah schrecklich aus - das Cover zerfleddert, die Seiten gewellt,
offensichtlich war es in die Badewanne gefallen. (...) Genauso müssen meine
Bücher aussehen. Je zerlesener, desto besser". Andererseits hat sie eine
Leserin, die gegen den Tod einer Person im "Feuerkelch" protestierte,
stark in die Grenzen gewiesen. In einer Radiosendung sagt sie folgendes vor der
versammelten Hörerschaft: "Bis dahin war ich immer sehr höflich. Aber in
diesem Augenblick war es mir zu dumm. Ich zischte zurück: Das sind meine
Charaktere und ich habe das alleinige Recht, mit ihnen zu machen, was ich
will.". Ist Rowling der Ruhm schon zu Kopf gestiegen?
Fazit
Auf jeden Fall ein lesenswertes Buch!
Vorgeschlagen von Nico Haase
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veröffentlicht am 24. April 2003 2003-04-24 18:09:20