Ihre Großmutter war einfach zu alt, um sich täglich um den Leuchtturm von
Norrington zu kümmern, fand Apollonia Cox. Nachdem ihre Eltern auf rätselhafte
Weise verschwunden waren, versorgte Apollonia gemeinsam mit Oma Cox zuverlässig
den Leuchtturm an der englischen Küste. Apollonia kommt immer seltener zur
Schule. Ihre Lehrerin und ihre Mitschüler hat das merkwürdige Mädchen schon
immer mit eigenartigen Geschichten aus der Welt der Regenschrate verwirrt. Doch
nun gibt das Schwänzen Apollonia den Rest, das Jugendamt will Oma Cox das
Sorgerecht für ihre Enkelin entziehen. Eines Morgens stehen ein paar Typen in
Ledermänteln vor der Leuchtturmtür. Apollonia ist überzeugt davon, dass sie
in ein Erziehungsheim gesteckt werden soll und flüchtet Hals über Kopf aus dem
Leuchtturm. Shasha, die schnippische siebenarmige Windsbraut mit hellblauen
Haaren kommt Apollonia zu Hilfe und sagt ihr auf den Kopf zu, was Apollonia
bisher verdrängt hat: Sie ist eine Enya, ein halb menschliches, halb
geisterhaftes Wesen, das sich im Wasser so geschmeidig bewegen kann wie in der
Luft. Kein Wunder, dass Apollonia sich den Meeresgeschöpfen so stark verbunden
gefühlt hat.
Im Auftrag von Scotland Yard fahndet Zacharias Shackleton in Norrington nach
der verschwundenen Apollonia. Gemeinsam mit Apollonias Mitschüler Greg vermutet
der unkonventionelle Ermittler "Zac" eine Verbindung zwischen
Apollonias Verschwinden und dem ihrer Eltern. Apollonias Eltern sind offenbar
von Raviel MacMillan entführt worden, der sich als Herr über Meer und Wetter
sieht und mit Hilfe der beiden Meteorologen für dubiose Zwecke einen
Super-Taifun auslösen lassen will. Zacs Suche nach Apollonia scheint in einer
Sackgasse zu enden. Die Gesuchte erregt auf der Suche nach ihren Eltern das
heftige Missfallen des Herrschers über alle Meere, Okami Dragon, der bei den
Bermuda-Inseln residiert. Dem grantigen Unterwasserherrscher wird schnell klar,
dass nur Apollonia und die Wetter-Geister gemeinsam Raviel das Handwerk legen
und die englische Küste vor der drohenden Sturmflut bewahren können. Die
auch für eine Enya sehr gefährliche Aufgabe führt Apollonia und ihre
Meerwasser gewohnten Freunde schließlich bis nach Schottland.
Fazit
Charlotte Wildes Apollonia Cox erweist sich als Glücksfall für die
Jugendliteratur. Die mutige, schlagfertige Apollonia steht mit beiden Beinen im
Leben der Gegenwart. In der Unterwasserwelt lernt sie, ihre magischen
Fähigkeiten anzunehmen und für ein wichtiges Ziel ihr Temperament zu zügeln.
Wilde führt uns in eine hinreißend geschilderte, stimmige Zwischenwelt der
Meeresgeschöpfe und Wellenkobolde, zu Wesen denen das Wasser aus sämtlichen
Nähten tropft. Die elegante Sprache der Autorin, die den Ton jugendlicher
Leserinnen trifft, ohne sich anzubiedern, steckt voller witziger maritimer
Wortschöpfungen. Eine spannende, phantastische Abenteuergeschichte, in die
Jugendliche wie Erwachsene genüsslich eintauchen, während Apollonia schon
unterwegs zu weiteren Abenteuern ist.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 08. November 2008 2008-11-08 08:46:46