Wer hatte Pauls Vater eigentlich auf die Idee gebracht, mit der Pubertät seines
Sohnes sei das Schlimmste im Leben eines Vaters vorbei? Dass in dieser
aufreibenden Zeit im jugendlichen Hirn zahlreiche Neuronen verdrahtet werden
müssen und sich Synapsen neu bilden, hatte der geplagte Vater noch hin
genommen, seine Ansprüche an Logik, vorausschauendes Denken und Einfühlung in
Nicht-Pubertierende zurückgestellt. Doch wie lange würde die Umbauphase dieser
Neuronen in Pauls Gehirn noch dauern? Der Postpubertist ist inzwischen
Oberstufenschüler, wahlberechtigt, sowie frisch gemustert - und er kontaktet
neuerdings Mädchen. Kann ein nachtaktives, ständig Party machendes Wesen
tatsächlich schon erwachsen sein?, fragt sich der Autor. Kritik am Zustand des
Pubertisten-Zimmers wird von Paul unverzüglich mit dem Hinweis auf das
ausufernde kreative Chaos im väterlichen Arbeitszimmer gekontert. "Reg
dich nicht auf, ich mach das schon!" schallt es nun häufig genervt aus
1,90m Höhe herab. Der Vater regt sich auf; denn der Pubertist macht es nicht.
Auch "Ich hatte keine Zeit dazu" kommt als Ausrede für nicht
erledigte Aufgaben in einer Vater-Sohn-WG ohne weiteres Hauspersonal nicht so
gut an. Pauls solide ausgeprägte Pubertisten-Vergesslichkeit hindert ihn nicht
daran, sich mit Roller oder PKW zuerst in sichere Entfernung von väterlicher
Kritik zu begeben und dort prompt zu stranden. Ohne Papa als durchgehend
geöffnete Notruf-Säule klappt das postpubertistische Leben noch nicht. Anstatt
für den Schulabschluss zu arbeiten und Entscheidungen für die Zukunft zu
fällen, scheint Paul gerade seine zweite Pubertät zu durchleben. Das
Vaterdasein wird nur kostspieliger, nicht einfacher. Doch obwohl die
Schnittmenge gemeinsam verbrachter Zeit schrumpft, bietet die Post-Pubertät
Paul und seinem Vater manche Gelegenheit für tiefschürfende Männergespräche.
Fazit
Schon beim Lesen des "Pubertisten", der scharfzüngig Pauls Jugend
aufs Korn nahm, stöhnten viele Eltern erleichtert auf. Offensichtlich war das
eigene Pubertisten-Exemplar doch nicht so aus der Art geschlagen, wie sie
gefürchtet hatten. Mit dem Post-Pubertisten ist Helmut Schümann ein weiteres
humorvolles Eltern-Trost-Buch gelungen.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 16. Oktober 2008 2008-10-16 09:25:04