Vernon, Chefredakteur, und Clive, Komponist, der gerade an einer
Jahrhundertsinfonie arbeitet, die in Amsterdam geprobt werden soll, sind gute
und beste Freunde. Doch nach dem Tod ihrer gemeinsamen Geliebten Molly beginnen
sich ihre Wege zu trennen. Beide werfen sich Morallosigkeit vor.
Der dritte Geliebte ist ein Politiker, über den Mollys Mann pikante
Informationen für Vernon hat. Als Vernon Clive um Hilfe bittet, ob diese
Informationen, die den Politiker bestimmt seinen Kopf kosten wird,
veröffentlichen soll und Clive ihn für skrupellos hält, beginnen die Freunde
an ihrer Freundschaft zu zweifeln.
Vernon und Clive, trotz ihrer unterschiedlichen Berufe, sind sich ähnlich.
Beides Männer, die ihre Muse verloren haben und sich in einer Sinnkrise
befinden. Der eine sinnt über seine Sinfonie nach, die nicht richtig werden
will und der andere über seine im Abflug befindlichen Zeitung. Beide haben sich
der Unmoral schuldig gemacht, aber können es sich selbst nicht eingestehen. Der
indem er einen Mann bloß stellen will der Auflagen zu lieben und der andere,
eine Frau in den Fängen eines Vergewaltigers belässt um die Melodie in seinem
Kopf nicht zu vergessen.
"Amsterdam" ist die Geschichte über Moral, Medien und Macht, die
über Erfolg oder Misserfolg aller Beteiligten entscheiden.
Wieder mal packt McEwan mit seiner Sprache, bezaubert die Musik-Liebhaber mit
Passagen über die wahre Musik und dem genetischer Wahrnehmung von Harmonie und
Melodie und zeigt den Zerfall zweier Charaktere auf.
Ich kann nicht sagen, dass das Ende überraschend oder gar absurd daher kommt,
nein. Vielmehr ist es eher voraus zu sehen (für mich im Nachhinein, nachdem ich
die Geschichte noch mal Revue passieren hab lassen und mich an den Pakt der
Freunde erinnert hab), aber ohne der Geschichte an Spannung zu nehmen.
Es ist doch interessant beleuchtet zu sehen, wo Freundschaft aufhört und
Missgunst beginnt.
Vorgeschlagen von Diyani Dewasurendra
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veröffentlicht am 12. Oktober 2008 2008-10-12 18:55:06