Wolfgang Büscher setzt Seezeichen zwischen Dubai, Indien, Kambodscha und dem
Himalaya. In seiner Erzählung "Ein Nachmittag in Indien" vermischen
sich tropische Hitze, der Fiebertraum eines Kindes, Gegenwart und Erinnerungen.
Auf weniger als einer Buchseite versteht der Autor, eine Ahnung von Gerüchen
und Sinneseindrücken Indiens zu schaffen, seine Leser tatsächlich in einen
Traum von der blätternden Pracht alter Maharadscha-Tempel hineinzuziehen. In
Dubai beginnt eine Recherche-Reise an Bord eines Öltankers in Richtung Singapur
(Der Kricketspieler). Im nächtlichen Gespräch mit dem Zweiten Offizier treffen
romantische Vorstellungen des Reisenden auf die nüchternen Erinnerungen des
Seemannes an einen Piratenüberfall. Auf einer gemächlichen Fahrt nach Vietnam
und Kambodscha berichtet ein Mitreisender von der Eroberung der Stadt durch die
roten Khmer 1975. Im Himalaya sucht Büscher schließlich den Schamanen Indra
auf, der ihn in seine Welt einführt. Der Besucher aus dem Westen vergisst sich
im Himalaya selbst, er lernt Berge als Gottheiten wahrzunehmen und sinnt
darüber nach, ob ein Schamane mit seiner Tätigkeit seinen Lebensunterhalt
verdienen kann. Im kalten Kontrast zu den träumerischen Aspekten von Büschers
Asienreise fühlt sich der Reiseschriftsteller am Flughafen Tokio unvermittelt
einer fremden Welt ausgesetzt, in der seine Sprache, seine Schrift, seine
Kreditkarte keine Gültigkeit mehr haben. Der Autor, der als Journalist für die
SZ, die Welt und die ZEIT tätig war, beeindruckt damit, dass er die eigene
Person in seinen Reiseberichten auf angenehme Art zurück nimmt.
Fazit
Büschers "Abwesenheiten" wirken als zeitlose Reise-Reportagen,
angesiedelt zwischen Traum und Technik, lange auf den Leser nach.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 01. Oktober 2008 2008-10-01 11:20:03