Die Geralt Saga 2. Band
Die Zeit der magischen Wesen geht langsam zu Ende, das Zeitalter der Menschen
beginnt. Ein Vorbote dieser Kraft ist Geralt von Riva, ein Hexer, dazu
ausersehen, die Menschen vor Trollen und Drachen, Werwölfen und Gestaltwandlern
zu schützen. Mit Ende der Fabelwesen geht aber auch das Ende des Hexers einher.
Mit jedem Wesen, das vom Antlitz der Erde verschwindet und Eingang in die
Sagenwelt findet, wird er nutzloser. Dabei weigert sich Geralt schon einmal,
eines dieser Wesen umzubringen, manchmal geht er sogar so weit und verbündet
sich mit ihnen. Ob er allerdings mit seinem Weg und seiner Handlungsweise das
Ende der Welt wie er sie kennt, ändert oder nur herauszögert bleibt
unbeantwortet.
Die Grenze des Möglichen
Ein Eissplitter
Das ewige Feuer
Ein kleines Opfer
Das Schwert der Vorsehung
Etwas mehr
Das sind die Titel des Episiodenromans. Ähnlich wie bei einer
Kurzgeschichtensammlung ist jede Erzählung in sich abgeschlossen. Andererseits
baut jede Geschichte auf der vorhergehenden auf. In ihrer Art sind sie alle
etwas düster gehalten, depressiv bis melancholisch in der Beschreibung.
Es geht vor allem um die Menschen, die sich in einer feindlich gearteten Natur
behaupten müssen, indem sie alles ausrotten, was ihnen fremd und unheimlich vor
kommt. Hier kommt Geralt von Riva ins Spiel, denn er ist als Hexer geradezu
dafür ausersehen, die feindliche Natur mit ihren eigenen Mitteln in die
Schranken zu verweisen oder ganz auszurotten. Allerdings versteht der Mensch
nicht, dass er es ist, der bösartig über alle anderen Wesen her fällt. Geralt
erkennt in Ansätzen das Dilemma, ohne wirklich dagegen angehen zu können.
Zusammenfassend kann ich dem polnischen Autor nur gratulieren. Seine moderne
Art, an die Fantasy heranzugehen und den Finger in manch offene Wunde zu legen,
die andere Autoren gerissen haben, bieten lesbare und gleichzeitig nachdenkliche
Fantasy. Man kann durchaus Parallelen zur heutigen Zeit ziehen. Jedoch würde
ich hier möglicherweise mehr hinein interpretieren als der Autor vielleicht
vorgehabt hat.
Als ich die Erzählungen las, kamen sie mir sehr bekannt vor und einen Blick in
meine Autorendatenbank zeigte mir, dass die Bücher zur Geralt Saga bereits
1998im Wilhelm Heyne Verlag erschienen. Damals schrieb ich in der
Buchbesprechung:
Andrzej Sapkowski als einen neuen Star am Fantasy-Himmel zu bezeichnen, wie er
auf dem rückwärtigen Buchklappentext genannt wird, ist ein wenig übertrieben.
Fakt ist jedoch, dass der polnische Autor sehr vielseitig ist. Er schafft es
eine märchehafte Stimmung aufzubauen, die irgendwo in dem Dreieck zwischen
Märchen, Legende und Sage liegt. Seine Ideen sind durchaus komisch. So zum
Beispiel Schneewittchen und die sieben Zwerge, Rapunzel und Die sieben Raben,
die hier auftreten. Und doch stellt sich heraus, die Märchenfiguren sind in
seiner Erzählung real, nur was darum herum erzählt wird, ward zum Märchen.
Der andere Teil des Geralt von Rivien ist ein sehr nachdenklicher.
Als Hexer ist er kein Hautot, wie immer dargestellt wird. Er weigert sich solche
Wesen zu erschlagen, die vernunftbegabt sind. Er stellt Nymphen, Doppler,
Wassermänner auf die selbe Stufe wie Menschen, weil sie intelligent sind.
Geralt wird nur dann zum Mörder, wenn es darum geht, Tiere zu töten, die den
Menschen oder den anderen Fabelwesen, Schaden zufügen. In manch einem Abschnitt
ist Geralt sehr philosophisch.
Fazit
Lässt der Leser und die Leserin das phantastische mal ausser acht, setzt dafür
die heutige Zeit, zeigt sich, das Andrzej Sapowski durchaus ein Autor ist, der
sich mit der heutigen Situation der Menschen auseinandersetzt. So ist zum
Beispiel die Wandschmiererei "Elfen raus" durchaus gleichzusetzen mit
"Ausländer raus". Und das ist sehr bekannt im Jahre 1998.
Zehn Jahre später hat diese Aussage nichts an Eindringlichkeit und Aktualität
verloren.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 28. September 2008 2008-09-28 12:40:15