Als ich dieses Buch in der Hand hielt, dachte ich erst, ich werde ein trockenes
Sachbuch zu lesen bekommen. Das Buch wurde etwa 1860 herausgegeben, von einem
unbekannten Autoren. Seither wurde es mehrfach bearbeitet und bei ubooks neu
heraus gegeben. Um so grösser war meine Überraschung, als ich zu lesen begann.
Nicht nur eine profunde Kenntnis der Materie lag vor, sondern ein lesbar,
unterhaltsames Buch. Von den einzelnen Grundlagen und Hypothesen ausgehend
geleitet das Buch den Leser plötzlich in Sagen und Legenden, die nicht nur der
Anschauung dienen sollen, sondern auch unterhaltsam zu lesen sind.
Das Buch ist in dreiunddreissig Kapiteln dem Teufel gewidmet. Beginnend mit dem
Teufel an sich und seiner Herkunft bis hin zu den berühmtesten Teufelspaktierer
Doktor Faust, findet sich in Die Geisterwelt der Verführer der Menschheit in
allen seinen Spielarten. Es gilt das Volksgut und Volkswissen des Menschen zu
erhalten und auf dessen Informationen in Vergangenheit und Gegenwart das
Auftreten des Teufels zu erforschen. In Sagen und Märchen findet der
Widersacher Gottes Eingang. Er ist der ewige Verführer aber auch der ewige
Verlierer. In seltenen Fällen bleibt er der Sieger, doch nur dann, wenn der
Mensch sich als weich oder als absolut böse erweist. Allerdings finden sich in
den Beispielen der Sagen auch einige andere Wesen wieder, die teilweise als die
Vertreter des Teufels angesehen wurden. Selten sind ihre Taten dem Menschen
gegenüber wohl gesinnt. In dieser Hinsicht ist das Buch dann doch eines über
die Geisterwelt.
Die meisten Sagen und Legenden sind heute vergessen und nur in den Büchern der
Märchenerzähler finden sie sich wieder. Der Nachteil dieser Niederschriften
liegt aber darin, dass die mündlichen Überlieferungen damit festgeschrieben
sind. Wurden die Sagen und Märchen in alter Zeit an die jeweiligen
Gegebenheiten angepasst, seien sie politischer oder religiöser Natur, so sind
sie heute ein feststehendes Volksgut ohne weitere Entwicklung.
Dies mag ein Grund dafür sein, dass viele Menschen beginnen eigene
Erzählungen zu erfinden und zu veröffentlichen. Doch weil auch diese
festgeschrieben sind, werden sie nur bedingt weiter getragen und dem Volksgut
einverleibt. Übrigens bietet der ubooks Verlag einige interessante Geschichten
auf die ich gern verweise.
Das Buch Die Geisterwelt bietet nicht nur einen grossen Überblick über den
wertvollen Sagenschatz, der langsam zu versiegen droht, sondern versucht
Erklärungen zu finden und beides zusammen dem geneigten Leser zugänglich zu
machen.
Fazit
Ich habe selten ein Sachbuch in der Hand gehalten, welches so unterhaltsam an
ein Thema heran geht. Mit dem Titelbild hat das Buch einen gelungenen Blickfang
und lädt ein, es in die Hand zu nehmen. Der Titel ist etwas irritierend, da es
in dem Buch weniger um die Geisterwelt geht, sondern mehr um den Teufel geht.
Als Abschluss möchte ich gern Nicloaus Equiamicus zitieren:
"Doch möchte ich den geneigten Leser nicht mit langer Rede aufhalten und
wünsche im ferneren eine erkenntnisreiche Lektüre und beschauliche
Stunden."
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 28. September 2008 2008-09-28 12:00:13