Die sechzehnjährige Elly ist ein graues Mäuschen im Umgang mit ihren
Klassenkameraden, aber eine scheinbare Streberin, da sie gute Noten in Englisch,
leider aber schlechte Noten in Mathematik hat. Aber ansonsten ist sie ein
sympathisches Mädchen, die keinerlei Probleme hat, auch mal jemandem etwas zu
erklären. Etwa Mike, dem sie kurz MacBeth erklärt. Bis Corina kommt. Corina
braucht niemand, so Ellys Meinung. Denn für das schüchterne Mädchen ist Mike
der süsseste Junge der ganzen Schule. Leider geht er nicht nur in die
Parallelklasse, sondern auch mit Corina.
Ihre verlässliche Art ist es die sie in einem Antiquitätenladen jobben lässt
und dort gern gesehen ist. Herr Bendahl ist sehr zufrieden mit ihr. Doch ein
alter Laden sorgt auch nicht gerade für spannende Abenteuer. Dieser Eindruck
ändert sich, als eine alte Dame plötzlich im Laden auftaucht und mit Herrn
Bendahl in dessen Büro verschwindet. Als Elly mit dem frisch gebrühten Kaffee
kommt, übergibt sie dem als Restaurator bekannten Mann ein Schmuckstück, von
dem er eine täuschend echte Kopie anfertigen soll. Allerdings muss er ihr
versprechen, das Schmuckstück, ein Ankh, nur dann aus dem Tresor zu nehmen,
wenn er, bis auf die Ausnahme Elly, allein ist und, was noch merkwürdiger ist,
alle Spiegel verhängt sind. Und wenn er sich nicht daran hält, werden sich die
Pforten der Hölle öffnen. Wenn das nicht abenteuerlich ist.
Wie dem auch sei. Bei der Arbeit an dem altägyptischen Lebenszeichen
verrutscht ein Tuch und eine unbegreifliche, böse Macht dringt aus der
Spiegelwelt in die wirkliche Welt ein. Die Spiegelwelt ist eine Art Gefängnis
der schwarzen Hexen, die vor langer Zeit dorthin verbannt wurden. Mit Hilfe des
ägyptischen Ankh wollen sie aus ihrem Gefängnis fliehen.
Fazit
Susanne Rauhhaus ist vor allem durch Kurzgeschichten bekannt geworden, dies ist
nun ihr erster Roman. Die Geschichte mit dem Spiegeldurchgang erinnert ein wenig
an Neil Gaiman und sein Buch Hinter dem Spiegel oder Stephen Donaldson Der
Spiegel ihrer Träume. Susanne Rauchhaus gibt ihrer Heldin jedoch eines mit,
Elly ist als Hexe in der Lage sowohl die weisse wie auch die schwarze Hexerei
auszuüben. Diese Aussage ist natürlich befremdend, ebenso für den Leser, wie
für Elly, die sich plötzlich im Mittelpunkt der Erzählung wiederfindet. Hat
sie sich eben noch darüber Gedanken gemacht, das immer nur andere die Abenteuer
erleben, wäre sie jetzt froh, wieder das kleine graue Mäuschen und in ihrer
Klasse zu sein. Bis sie sich in der Klasse wieder als normales Mädchen
einfügen kann, dauert noch eine gewisse Zeit. Erst einmal geht es darum, sich
für eine Hexenseite zu entscheiden und dem Hexenjäger zu entgehen. Da sie dem
Hexenjäger Henrik nicht entgehen kann verliebt sie sich in ihn. Auch eine Art,
die Abhängigkeit von einem Hexenjäger und sein Wohlwollen zu erlangen.
Der Jugendroman, ein gebundenes Buch mit einem sehr ansprechenden Titelbild von
Silvia Christoph, ist ein gelungener Mädchenroman. Phantastische Elemente von
Magie bis Liebe, wichtige Accessoires von Laufstegallüren über modische
Kleidung bis hin zu hochhackigen Schuhen findet eine junge Leserin alle Beilagen
für ein vergnügliches Buch des herrschenden Zeitgeistes. Die Geschichte endet
natürlich gut für unsere Schülerin, das ist jedem sofort klar. Dazu ist der
Roman zu geradlinig ausgerichtet. Man merkt der Autorin an, dass sie vor allem
Kurzgeschichten geschrieben hat. Der Spannungsbogen ist nicht immer durchgängig
und manch ein Kapitel hinterlässt das Gefühl, eine Kurzgeschichte gelesen zu
haben. Manch einer wird zudem der Meinung sein, die Ich-Erzählerin Elly wirke
ein wenig blass. Ich bin hingegen der Meinung, sie hält genau das Gleichgewicht
zwischen zu dick aufgetragen und zu wenig beschrieben. Elly steht im Mittelpunkt
und auf Grund dieser Eigenschaft wirken die nebenher geführten Figuren etwas
weniger ausgearbeitet.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 05. September 2008 2008-09-05 12:55:00