Nachdem im letzten Roman die Geschichte um den Magistraten Edward und seiner
Beziehung zu Sofia erzählt wurde, schwenkt die Erzählung auf den
Vampir-Callboy Xylos um. Xylos warf bereits dort einen Blick auf Sofia, die aber
den jungen Vampir unbeachtet liess. Xylos als Verführer der Frauen, der auf
nichts anderes aus ist als auf Sex, wandelt sich in diesem Roman ein wenig. Denn
Sex steht für ihn noch immer an erster Stelle. Der Narziss unter den Vampiren
ist sich selbst genug, so dass ihm die Frauen nur als Mittel zur Befriedigung
seiner Gelüste dienen. Bis zu dem Zeitpunkt, da er Sofias Schwester Melanie
kennen lernt. So arrogant er noch im ersten Teil der Trilogie herüber kam ist
er nicht mehr. Bei Melanie kann er seinen Träumen nach Zärtlichkeit, Liebe und
vor allem Vertrauen nachgehen. Als Leserin beginnt man, den Vampir besser zu
verstehen, dessen chaotisches Gefühlsleben immer noch bestimmt wird, von der
Einsicht, das Frauen jederzeit austauschbar sind. Gleichzeitig erfährt man mehr
aus dem Leben von Xylos und mit jeder Seite wird Xylos sympathischer.
Diesen Sympathiebeweis benötigt er auch, da er der Held der Erzählung wird.
Während Sofia sich von einem unerfahrenen Mädchen zu einer mächtigen Vampirin
wandelt, soll Xylos im Auftrag der Königin ihren verschollenen Bruder Magnus
finden. Das ist einfacher gesagt als getan, denn es stehen noch ganz andere
Interessen dahinter. Königin Maeve wurde von ihrem Wahnsinn befreit, der Fluch
über Edward aufgehoben und weitere Veränderungen in Gang gesetzt. Eine davon
ist die, dass die Frauen nicht mehr als Sklavinnen der Vampire dienen sollen und
auch Frauen Vampire sein dürfen, nicht nur die Königin. Dieses Vorhaben
missfällt einigen männlichen Vampiren und sie planen dagegen zu rebellieren.
Die Gemeinschaft der Vampire spaltet sich, es kommt zu Ränkespielen und Verrat.
Mittendrin steckt Xylos. Auf der gar nicht so lange dauernden Suche nach Magnus
muss er erfahren, dass sich sein Leben, sofern man es bei Untoten so nennen
kann, grundlegend ändern wird. Xylos findet Sofias Bruder sterbend in seiner
Wohnung. Magnus vertraut dem Fremden und drückt ihm einen Schlüssel in die
Hand, den er Sofia bringen soll. Neugierig geworden entdeckt er hinter der
verschlossenen Tür Melanie. Die tot geglaubte Zwillingsschwester Sofias liegt
in einem Vampirschlaf, ähnlich einem Koma. Wenn er sie weckt, wird sie zu einem
Vampir, weckt er sie nicht, wird Melanie endgültig sterben. Es kommt, wie es
kommen muss. Der Frauenverächter wird von Melanie ohne ihr zutun regelrecht
bezaubert. Da Xylos vorher schon in Sofia verliebt war, könnte ihm Melanie nun
ganz gehören. Wenn da nicht das Verbot wäre, keine weiblichen Vampire!
Fazit
Honigblut von Jennifer Schreiner erschien, wie auch der Vorgänger Zwillingsblut
im Plaisir d'Amour Verlag, der sich auf erotische Geschichten spezialisierte.
Wer etwas mehr über die Autorin erfahren möchte sei auf den phantastischen
Bücherbrief 453 verwiesen. Das Taschenbuch hat das Format eines Taschenheftes
mit Klappbroschur, so lässt es sich nicht mal eben als Taschenbuch in die
Tasche stecken für unterwegs. Das geht mit den üblichen Taschenbüchern heute
eigentlich auch nicht mehr, da diese zu dick werden. Das Titelbild zeigt ein
Frauendekolletee leicht verschwommen, aber auf dem Rückumschlag sieht man das
hübsche Gesicht der Frau wenigstens vollständig. Die Qualität des Buches ist
wie bisher alle Bücher des Verlages, sehr gut, die Schrift im Buch leider etwas
kleiner als Normal.
Im Gegensatz zu Zwillingsblut nimmt die Erotik in Honigblut einen grösseren
Anteil ein. Die anderen erzählerischen Bestandteile, wie Spannung, Liebe, Humor
halten sich aber auch hier die Waage, wenngleich der Eindruck entsteht, im
Mittelteil würde die Erotik überhand nehmen. Jennifer beschreibt die Erotik
jedoch nicht nur um den Sex willen, sondern sehr einfühlsam.
In den erotischen Vampirerzählungen sind die männlichen Vampire nicht die
wilden ungezähmten Monster unserer Alpträume, sondern eher die Softies. In
Jennifers Büchern sind sie jedoch nicht so weichgespült wie in anderen
Romanen, sondern sind ein gutes Mittelmass zwischen zu sanft und wild.
Allerdings sind Jennifer Schreiners Vampire allesamt frauenfeindlich. Vielleicht
mit der Ausnahme von Edward. Ihnen sind die Frauen untertan und als sich der
Zustand ändern soll gibt es Zoff innerhalb der Vampirgesellschaft. Leider wird
der Zoff nicht ganz aufgelöst, das Buch endet mit einem nicht ganz
befriedigenden Schluss. Hier muss man auf den Abschlussband der Trilogie warten.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 05. September 2008 2008-09-05 12:33:26