Die Wintersonnenwende-Saga unter dem Titel Lichtjäger
Das zentrale Thema dieses fünfbändigen Zyklus ist der Kampf zwischen Gut und
Böse. Damit ist das Thema für die Fantasy nicht neu. Es folgt den alten
bekannten Pfaden, nimmt unterwegs aber gern ein paar neue Ideen auf, greift vor
allem auf althergebrachte Erzählungen zurück. Verwoben mit altenglischen
Sagen, der Artus-Legende und der Grals-Legende, sowie keltischen Mythen findet
sich wirklich wenig neues. Wir finden die Suche nach einem Gegenstand, der beim
Herrn der Ringe ebenso eine Grundlage darstellt, wie bei den Spiele-Romanen um
Das Schwarze Auge oder Drachenlanze. Der elfte Geburtstag als symbolischer
Einstieg ins erwachsen werden findet sich hier ebenfalls, wie bei Harry Potter,
nur dass der Wintersonnenwende-Zyklus zwanzig Jahre vor Harry Potter geschrieben
wurde. Wir finden unseren König Artus, der in Hunderten von Fantasy-Büchern
bemüht wurde, wie auch den Gral. Wir haben mit der Zeit zwischen Weihnachten
und dem Dreikönigstag, also dem 24. Dezember und 6. Januar, eine christliche
Zeit, in der die Magie des Bösen besonders stark ist. Gleichzeitig ist mit dem
Fest der Wintersonnenwende auch sogenanntes heidnisches Brauchtum ein wichtiger
Faktor der Erzählung.
Bevor die Flut kommt
Alle Guten Dinge sind drei und so ist es nur natürlich, dass die
Haupthandlungsträger dieser Erzählung drei Kinder sind. Barnabas Drews der nur
Barney genannt wird sowie seine Geschwister Simon und Jane. Mit den Eltern
fahren sie in den Ferien nach Cornwall, in das kleine Städtchen Trewissick.
Dort wartet der Großonkel Merry, eigentlich Merriman Lyon, auf sie um sie im
‚Grauen Haus’ aufzunehmen. Der eigentliche Besitzer, ein Kapitän,
ist unterwegs. Daher spielt Merry, wie er kurz genannt wird, den Haus-Sitter.
Die drei Kinder gehen an einem schlechten Tag im Haus auf Entdeckungsreise.
Dabei finden sie nicht nur eine versteckte Treppe, sondern einen ebenso
versteckten, wie verdreckten Dachboden. Barney ist es, der auf dem Dachboden in
einem Versteck die Karte findet, die ab sofort das Leben der drei Kinder
verändern wird. Der geheimnisvolle Plan enthält eine verschlüsselte
Botschaft, mit dem Hinweis darauf, wo der heilige Gral zu finden ist.
Gleichzeitig enthält er aber auch eine Warnung vor den dunklen, mystischen
Mächten und der daraus sich ergebenden Gefahr. Natürlich geht nicht alles so
einfach von statten. Es stellt sich schon bei der Fußnote auf Seite neun
heraus, dass Merry niemand anderes ist als Merlin und damit geht schon eine
Menge Spannung verloren. Gleichzeitig tauchen Personen auf, die nicht unbedingt
positiv auf die Kinder wirken und sich bald als Schatzkartenräuber, Entführer
und das Böse schlechthin herausstellen. Das Interesse der bösen Mächte an dem
Pergament und letztlich am Relikt aus der Vergangenheit, dem heiligen Gral, ist
groß.
Der Titel Bevor die Flut kommt bezieht sich auf die Küste und die dort
vorhandenen Höhlen, die teilweise unter Wasser liegen. In einer der Höhlen
finden die Kinder den Gral und spenden ihn dem örtlichen Museum. Die Gelehrten
meinen zwar, das es der Gral ist, sind sich aber uneins. Nur die drei Kinder und
Merlin kennen die Wahrheit.
Wintersonnenwende
Diesmal sind es nicht die drei Kinder des ersten Bandes, die die Hauptrolle
spielen. Zwar ist wieder Merlin alias Merriman dabei, aber eigentlich geht es um
Will Stanton. Will ist der jüngste Nachwuchs der Familie Stanton, ein siebenter
Sohn eines siebenten Sohnes. An Wills elften Geburtstag erfährt er, dass er
eine Mission ausführen muss. Will erfährt drei Tage vor Weihnachten, so ganz
nebenbei, dass er ein ganz besonderer Mensch ist. Er gehört zu der Rasse der
Uralten, deren letzter Vertreter er ist. Sein Ziel soll es sein, die Mächte der
Finsternis daran zu hindern die Macht auf der Welt zu übernehmen. Unter
Anleitung seines Mentors, dem alten Merriman Lyon, lernt er seine besonderen
Kräfte zu beherrschen. Will reist in die Vergangenheit, wo er seine Anweisungen
entgegennimmt. Der Kampf gegen die Finsternis wird eröffnet, als ein
todbringender Schneesturm über sein Heimatdorf hereinbricht. Der Endkampf
zwischen Gut und Böse geht in seine letzte Runde und Will Stanton muss nun
seine Kräfte gegen das Böse stellen. Zwölf Tage zwischen Weihnachten und
Dreikönig sind der ideale Zeitpunkt für die finsteren Mächte, ihren Angriff
durchzuführen. Und es ist eine Zeit, in der Will zwischen Familie und Aufgabe
hin und hergerissen ist. Ihm, als letzten der Uralten fällt die Aufgabe zu,
den Kampf für das Licht aufzunehmen. Er landet im Mittelalter der eigenen Welt,
führt sozusagen eine Zeitreise durch, ohne den Ort zu wechseln. Dort gelangt er
durch magische Türen auch in der anderen Wirklichkeit der Halle des Lichts.
Will Stanton stellt fest, er ist ein Zeitsuchender, mit der Aufgabe, andere
Wanderer durch die Zeiten zu finden. War es im ersten Roman der Gral, der
gesucht und gefunden werden musste, ist es hier eine Kette, die Will aus der
Vergangenheit in seine eigentliche Gegenwart hinüber rettet, vor allem aber war
er es, der die Zeichen aus Holz und Eisen zusammensetzen konnte, deren Suche
einen Großteil des Buches einnimmt. Auch wird erst hier klar, dass noch weitere
Teile für den Endkampf gegen das Böse gesucht werden müssen. Das ist der
Gral, den Kreis der Zeichen, den Will zusammensetzte, ein Schwert aus Kristall
und eine Harfe aus Gold.
Greenwich
Die aus Bevor die Flut kommt bekannten Jugendlichen Simon, Jane und Barnabas
erfahren aus der Zeitung vom Einbruch ins Museum und dem Diebstahl des heiligen
Grals. Sie machen sich auf den Weg nach Cornwall, wo sie wieder auf Merriman
Lyon treffen. Aber diesmal ist auch Will Stanton dabei, der in Merry seinen
Mentor wiedererkennt. Auch Merry gibt sich dem Uralten zu erkennen. Auf
getrennten Wegen, aber am gemeinsamen Strang ziehend suchen sie nach den
Verantwortlichen für den Diebstahl und treffen unter anderem auf einen
undurchsichtigen Maler. Die drei Jugendlichen erkennen die zentrale Bedeutung
der Figur,die den Fischern des Dorfes Glück und Erfolg beim Fischfang bringen
soll. Die Hauptrolle spielt jedoch das Schiff Greenwitch, um das ein
historischer Brauch gewachsen ist. Zugleich taucht aber auch die ‚Herrin
vom See’ aus der Artuslegende auf. Hier nennt sie sich jedoch Tethys. Sie
ist die Hüterin der Greenwitch die wiederum ein Geheimnis hütet. Tethys ist
weder Licht noch Schatten, weder Gut noch Böse und beharrt weiter auf ihrem
neutralen Standpunkt. Am Ende kommt es, wie es kommen muss, das Geheimnis des
geheimnisvollen Schiffes bleibt weiterhin geheimnisvoll, ein scheinbar gelöstes
Rätsel versinkt wieder im Dunkel.
Der graue König
Die Erzählung schließt nahtlos an Greenwitch an. Will Stanton erkrankte an
Hepatitis und wird zur Erholung zu Verwandten nach Wales geschickt. Eigentlich
soll er sich erholen, wird aber gleich wieder in den Kampf zwischen Licht und
Dunkel gezogen. Gleich als erstes erfährt er vom Grauen König, der in den
Bergen wohnen soll. Zumindest der Sage nach. Bei den Verwandten hat Will viele
Freiheiten und kann so ungestört die Gegend erkunden. Unterwegs trifft er auf
den Jungen Bran, und beide erkennen sich sofort. Sie vereint die Eigenschaft,
Kämpfer für das Gute zu sein. Der Griff auf die Artus-Sage bleibt auch diesmal
nicht aus, denn der als Raben-Junge bezeichnete ist niemand anderes als Bran,
der Sohn von Artus. Der Gegenspieler ist auch schnell ausgemacht, es ist der von
Beginn an unsympathische Caradog Prichard. Er ist es, der ihm das Leben schwer
macht. Trotzdem gelingt es Will, die in Band zwei erwähnte goldene Harfe zu
sichern. Und das dem ‚Grauen König’ zum Trotz, der über magische
Kräfte gebietet und unheimliche graue Füchse losschickt, das Land zu
verwüsten. In diesem Buch kommt die Farbe Grau immer wieder zum Tragen, zeigt
sich aber erst im nächsten Band, mit einem Verwandten Caradogs, dass auch
Standpunkte zwischen Schwarz und Weiß bestehen.
Die Mächte des Lichts
Wills Bruder, der als Matrose arbeitet war auf dem Heimweg mit dem Schiff und
jedes Mal, wenn er auf Landgang war, traf er auf Fremde, die eine Nachricht für
seinen Bruder hatten. Die Nachricht war immer die Gleiche. Die Uralten aus den
jeweiligen Orten wären bereit. Das verstand Wills Bruder natürlich nicht, doch
Will war natürlich alles klar. Mit Die Mächte des Lichts erschien der
glorreiche Abschluss der fünfteiligen Reihe. Dennoch wurde es nicht leicht für
ihn. Es ging noch darum, das verlorene Land zu suchen, einen fliegenden Maibaum
und vor allem das Kristallschwert. Als dies alles gegeben war, konnte der
Abschluss erfolgen. Die Suche nach dem Baum mit den silbernen Misteln. Erst wenn
dieser gefunden ist, könnte das Schicksal der Welt entschieden werden. So oder
So. Eine Seite würde gewinnen. Natürlich sind auch die anderen Jugendlichen
wieder dabei. Bran, Sohn Artus und die drei Drews-Kinder Simon, Jane und Barney.
Natürlich möchte jede Seite den Baum der Sommersonnenwende und die darauf
befindlichen Misteln als erstes erreichen. Die silbernen Misteln blühen nur
alle siebenhundert Jahre. Wer in der Lage ist, sie im Moment des Aufbrechens zu
pflücken, wird die Macht besitzen, den Gegner zu bannen. Das Wettrennen der
beiden Parteien ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Fazit
Als erstes Buch der Reihe erschien Bevor die Flut kommt unter dem Originaltitel
over sea, under stone im Jahre 1965. Erst Jahre später folgten die
Fortsetzungen, nachdem weitere Erzählungen im gleichen literarischem Umfeld
erschienen. Der eigentliche Zusammenhang der Reihe ist der ewige Kampf zwischen
Gut und Böse, zwischen Licht und Dunkel. Die feindlichen Kräfte kämpfen gegen
die Uralten, unsterbliche Wesen mit unerforschten Kräften und Wissen, sowie die
Menschen, die jedoch nichts weiter als Schachfiguren auf dem Spielplan Erde
darstellen. Während der erste Band noch keine phantastischen Elemente enthält,
sondern reines Jugendabenteuer darstellt, erschienen ab dem zweiten Band bald
phantastische Elemente, deren Bedeutung sich noch im Laufe der Reihe steigern
sollte.
Das Hauptwerk ist wohl das Buch Wintersonnenwende, nach dem auch die Reihe
offizielle benannt wurde. Es wurde immer mal wieder auch ohne die anderen
Bücher aufgelegt. The dark is rising erschien 1973, ihm folgten 1974
greenwitch, dem einzigen Buch, dessen englischer Titel, wie auch deutscher Titel
identisch sind. Der graue König unter dem Titel the grey king erschien 1975 und
zwei Jahre später Silver on the tree, im Deutschen als Die Mächte des
Lichts.
Die Bücher von Susan Cooper sind reine Jugendbücher, gezielt für sie
geschrieben. Es ist der Wettlauf gegen die Zeit, die verborgenen und verloren
gegangenen Machtmittel zu finden und erfolgreich einzusetzen. In der Sprache
sehr einfach gehalten werden sich auch erwachsene Menschen davon gut unterhalten
fühlen. Die englische Autorin kommt mit wenig Beschreibungen aus und versteht
es vor allem durch die Gespräche die die Handelnden untereinander führen,
eine dichte und spannende Atmosphäre zu bilden. Die komplette Reihe in einem
Band ist natürlich besonders gelungen. Das Titelbild ist ein wirklich
gelungener Hingucker. Die Leser fühlen sich durch die benutzte Sprache und der
gelungenen Übersetzung sowie den handelnden Personen gleich nach Südengland
versetzt.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 05. September 2008 2008-09-05 12:21:30