Kate und Gilbert haben sich ein Fachwerkhaus im Westerwald gekauft und sind nun
mit Kates Tochter Noa und den Katzen Pancake und Hitchcock in einem
vollbepackten Auto unterwegs zu ihrem ersten Urlaub auf dem Land. Kate ist
Schauspielerin und nennt sich lieber Kat, auch die 16-jährige Noa hat einen
Buchstaben aus ihrem Namen entfernt, weil sie Nora unpassend für sich findet.
Das Haus hat lange leer gestanden und soll nun mit tatkräftiger Hilfe von David
aus dem Dorf renoviert werden. Zwischen David und Noa bahnt sich bald eine
Beziehung an. Abgesehen vom unheimlichen Knacken und Rascheln in dem idyllischen
alten Haus macht sich beim Lesen eine beklemmende Atmosphäre breit, die durch
die Tagebucheinträge des Mädchens Eliza zu Beginn jedes Kapitels noch
gesteigert wird. Bald findet Noa heraus, dass Eliza in genau diesem Haus gelebt
hat und 1975 unter ungeklärten Umständen verschwand.
Der verschlossene Dachboden ihres Hauses weckt Noas besonderes Interesse, weil
sie dort Erinnerungsstücke aus Elizas Zeit vermutet. Wie praktisch, dass
Gilbert, der in der Patchwork-Familie die Mutterrolle für Noa übernommen hat,
in der Lage ist, durch eine spiritistische Sitzung mit Eliza Kontakt
aufzunehmen. Nur kann Noa schlecht im Dorf nach Ereignissen fragen, die sie beim
Gläserrücken erfahren hat! Noa und David forschen gemeinsam Elizas Geheimnis
nach, stets misstrauisch beäugt von der Dorfgemeinschaft. Noas Neugier auf
Elizas Geschichte stößt im Dorf auf wenig Begeisterung. Besonders Davids
Mutter reagiert sehr betroffen auf Noas Fragen nach der Vergangenheit. Als das
Rätsel um Eliza gelöst zu sein scheint, nimmt die Handlung in der Gegenwart
noch eine dramatische Wendung.
Fazit
Isabel Abedi verschafft ihren Lesern mit einer sehr unheimlichen Atmosphäre
eine Gänsehaut, obwohl die Ereignisse bis auf etwas Gläserrücken auf rein
irdische Ursachen zurückzuführen sind. Die Handlung verknüpft spannend und
plausibel das Schicksal zweier Mädchen, die zu unterschiedlichen Zeiten im
gleichen Haus lebten. Auch Noa umgibt ein Geheimnis, über das sie vor ihrer
Begegnung mit David noch mit niemandem sprechen konnte. Einziges Manko des
Buches ist die zwar elegant formulierte aber sachlich unmögliche Schilderung
des Arbeitsablaufs im Fotolabor, der ein wichtiges Indiz für Noas
Nachforschungen zutage bringen soll. Die ungewöhnliche Beziehung zwischen Kat
und Gilbert und die Beschreibung von Davids Leben mit seinem behinderten Bruder
Krümel sind Beispiele für Abedis stets differenziert gezeichnete Figuren,
deren Beziehungen und deren Handeln sie glaubwürdig schildert. Eine spannende
Liebesgeschichte mit Gruselfaktor.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 28. August 2008 2008-08-28 08:38:48