Es war und ist nichts Neues, dass die Männer mich kaum beachten, wenn Cora an
meiner Seite auftaucht. Wie kann mein hellbraunes glattes Haar mit ihrer roten
Löwenmähne konkurrieren? Meine grauen Augen mit ihren grünen? Wer es gut mit
mir meint, nennt meine Gestalt "klein, aber fein", während Cora mit
Attributen wie Traumfrau oder Rasseweib bedacht wird. Von weitem werde ich
wahrscheinlich völlig übersehen.
Das denkt sich Maja, die aus dem Schatten der Freundin heraustreten möchte.
Dabei sind sie eigentlich ein so unzertrennliches Freundinnenpaar.
Gute Mädchen kommen in den Himmel, Maja und Cora im Gespann kommen überallhin:
Nicht nur in der Toskana gilt es so manche Schlacht um Villen und Vermögen zu
schlagen. Auch in Frankfurt am Main ist das Pflaster hart: Die Freundinnen
helfen anderen Frauen im Kampf gegen einen Zuhälter und einen Anwalt mit
engsten Verbindungen zum Rotlichtmilieu.
Durch spektakuläre Taten macht Maja auch auf Cora wieder Eindruck: Wie in
früheren Zeiten schlagen sie abermals gemeinsam zu und besiegen den Feind,
nicht ohne weitere Frauen auf bemerkenswerte Weise zu entlasten.
Die eine sterben, die anderen erben...
Cora und Maja, die beiden unzertrennlichen Freundinnen aus "Die Häupter
meiner Lieben" schlagen wieder zu. Für einige Zeit sind sie aus dem
sonnigen Italien nach Frankfurt am Main gekommen. Was zunächst nur ein
Wochenendtrip werden soll, artet zwecks Hilfe für in Bedrängnis geratene
Geschlechtsgenossinnen in ein gefährliches Abenteuer in Frankfurts
Rotlichtmilieu aus. Maja, die ja meistens in Coras Schatten stand, zeigt hier
endlich mal mehr Initiative und emanzipiert sich auch im Laufe des Krimis etwas
von Cora.
Trotzdem ist klar, dass (fast) nichts ihre Freundschaft trüben kann, denn dazu
kennen sie sich schon viel zu lange und viel zu gut.
Ingrid Noll entwickelt hier auf gekonnte Weise die abenteuerliche Geschichte
ihrer Heldinnen weiter, die auch in diesem Band über (männliche) Leichen
gehen, um ihr Ziel zu erreichen oder der Gerechtigkeit genüge zu tun.
Die in sich logische und interessante Geschichte gepaart mit sympathischen
Heldinnen und bösen Schurken macht auch den neuesten Roman von Ingrid Noll zum
Lesevergnügen. Es erstaunt den Leser allerdings immer wieder, wie leicht Morden
à la Ingrid Noll ist, denn bis jetzt gerieten ihre Heldinnen noch nie unter
Verdacht und konnten munter immer weiter ihrem Treiben nachgehen.
Fazit
Ein gelungenes Hörvergnügen, bei dem nicht nur Ingrid Noll-Fans auf ihre
Kosten kommen, sondern alle Hörer, die nichts gegen ein bisschen schwarzen
Humor und eine amüsante Geschichte einzuwenden haben.
Vorgeschlagen von Peter Bahner
[Profil]
veröffentlicht am 02. April 2003 2003-04-02 16:11:03