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Renate Feyl: Aussicht auf bleibende Helle

Aussicht auf bleibende Helle

von Renate Feyl
Verlag: Diana Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: historischer Roman
ISBN-13 978-3-453-35197-4

Preis: 1,40 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. November 2024]
Nachdem ich Renate Feyls Romanbiographie "Die profanen Stunden des Glücks" über Sophie von La Roche sehr gemocht habe, bin ich von der neuesten Lebensbeschreibung der preußischen Königin Sophie Charlotte und ihres Verhältnisses zum Mathematiker und Philosophen Leibnitz ziemlich enttäuscht.

Sophie Charlotte kam aus dem Hause Hannover und heiratete den ersten preußischen König Friedrich I. Sie war die Mutter des "Soldatenkönigs" Friedrich Wilhelm I., der sie zwar liebte, zu dem sie aber aufgrund zu unterschiedlich ausgeprägter Interessen keine wirkliche Beziehung aufbauen konnte. Friedrich I. schenkte seiner jungen Gemahlin das Schloss Lietzenburg, das heute nach ihr benannte Schloss Charlottenburg.

Es war Sophie Charlotte, der es Friedrich I. in erster Linie verdankt, dass seine Herrschaft als kulturelle Blütezeit in die Geschichte Preußens eingegangen ist. Es war ihr Enkel Friedrich der Große, der sie als "das Genie eines großen Mannes mit den Kenntnissen eines großen Gelehrten" bezeichnet hat und auch der französische Sonnenkönig, Ludwig XIV. wollte Sophie Charlotte mit einem seiner Söhne verheiraten.

Doch sie heiratete in das Haus Brandenburg ein und es war insbesondere ihre Beziehung zu Leibniz, dem sie ihre geistigen Anregungen verdankte. Leibnitz hatte es nie leicht mit seiner Gönnerin. Sophie, ein Kind des beginnenden Zeitalters der Vernunft, zweifelte an den aus der mittelalterlich-scholastischen Welt stammenden Fundamenten des Glaubens, an der Gültigkeit der Konfessionen, an der Offenbarung, an den Wundern, an der Vorsehung und an der göttlichen Weltordnung überhaupt. Als sie im Alter von 37 Jahren 1705 an den Folgen einer eitrigen Mandelentzündung starb, sagte sie: "Beklagen sie mich nicht, denn ich gehe jetzt, meine Neugier zu befriedigen über dieUrgründe der Dinge, die mir Leibniz nie hat erklären können."

Diese Beziehung zwischen Gottfried Wilhelm Leibniz und Sophie Charlotte steht im Mittelpunkt der Romanbiographie von Renate Feyl, die selber Philosophie studiert hat. Leider nutzt Renate Feyl - ganz im Gegensatz zu ihrer Lebensbeschreibung über Sophie von La Roche - meines Erachtens nicht die Möglichkeiten aus, die ihr ein solcher Stoff gegeben hätte.

Sie beschreibt zwar treffend die unersättliche Neugier Sophie Charlottes und ihr gelingt auch ein treffendes Portrait von Leibniz und den Grundzügen seiner Philosophie, die Religion und Vernunft miteinander versöhnen wollte.

Doch dabei bleibt es. Mein Problem bei diesem Buch ist: diese Beziehung kann man auf 30 Seiten beschreiben, meinetwegen auch auf 100. Aber nicht auf 270 Seiten! Wiederholung reiht sich an Wiederholung, wenn mindestens fünf Begegnungen der beiden Persönlichkeiten geschildert werden und immer noch nichts "Neues" ins Spiel gebracht wird. Immer wieder gebraucht Renate Feyl dieselben Vokabeln, um das Verhältnis zwischen Sophie Charlotte, der Suchenden, und Leibniz, des Lehrers, der sich in sie verliebte, zu kennzeichnen.

Es wäre sinnvoller gewesen, stärker auch die politischen Bezüge der Zeit, etwa die Herrschaft der Wartenburgs herauszuarbeiten. Doch dies - ebenso wie das Verhältnis zum Kronprinzen Friedrich Wilhelm - kommt leider nur am Rande vor.

Spätestens nach 100 Seiten hatte ich keine Lust mehr auf das Buch. Ich habe es zwar pflichtgemäß zu Ende gelesen, war aber - aufgrund der zahlreichen Wiederholungen - sehr enttäuscht und bereue es, das Buch erworben zu haben. Ganz im Gegensatz zu Sophie von La Roche bekomme ich keinen Zugang zu Sophie Charlotte oder Leibniz und werde mit beiden Personen nicht warm. Der eine verehrte die "Lebensgöttin" - und sie war faszniniert vom Wissen des Universalisten - ohne von seiner Philosophie überzeugt zu sein, wie an Begegnungen Sophie Charlottes mit anderen Philosophen deutlich wird. Anstatt nun die Gelegenheit zu nutzen, über einen Disput die Ansichten der verschiedenen Philosophen miteinander zu vergleichen - und genau dazu fordert Sophie Charlotte Leibniz vergeblich auf - "kneift" Leibniz bei diesen Diskussionen und verweigert solche Debatten. Dies mag historisch korrekt und stimmig sein. Durch den Verzicht auf den Vergleich zwischen den Positionen der Philosophen und der reinen Reduzierung auf die Liebesbeziehung zwischen dem Philosophen und der "republikanischen Königin" vergibt sich Renate Feyl meines Erachtens die Chance, dieses Buch wirklich interessant zu machen und abzurunden. So bleibt beim Leser das - unbefriedigte - Gefühl zurück: er liebte sie, weil sie ihm zuhörte, sie verehrte ihn, ohne von seiner Philosophie überzeugt zu sein und verwirrte ihn mit ihren zweifelnden Fragen. Ja, für 30 oder 100 Seiten reicht dies sehr wohl - bei 270 Seiten jedoch kommt allmählich Lustlosigkeit und Langeweile auf.
Fazit
Schade, hier wurde meines Erachtens ein interessantes Thema schlicht verschenkt. An die Lebensbeschreibung über Sophie von La Roche kommt diese Romanbiographie bei weitem nicht heran.
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 15. Juli 2008

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