Dr. Pierce Ratcliffe ist Historiker und entdeckt einige verschollene Dokumente,
die ihn erkennen lassen, dass sich die europäische Geschichte im
Spätmittelalter ganz anders abspielte. Er liest die Geschichte von Ash, die im
15ten Jahrhundert lebte. Sie wuchs als Waise in einem Söldnerhaufen auf und mit
14 Jahren gründete sie ihre eigene Kompanie. Für diese Kompanie erfand sie die
Fahne mit dem azurblauen Löwen. Dr. Ratcliff kann sein Glück nicht fassen, als
ihm die alte Handschrift in die Hände fällt. Die Beschreibung des Mädchens
Ash ist zwar etwas seltsam, aber stammt aus der richtigen Zeit. Lediglich ihr
schlechtes Latein macht ihm zu schaffen. Kurzerhand beschließt er sich einen
Verlag zu suchen und die Rechte für die Veröffentlichung zu sichern.
Mit ihren Männern schlägt Ash eine Schlacht nach der anderen und ihr Banner
wird bald zu einem Symbol der Unbesiegbarkeit. Doch dann erlebt Europa eine neue
Bedrohung aus dem Morgenland. Und sie scheint nicht menschliche sondern
übernatürliche Gefahr darzustellen. Diese Geschichte schlägt den Historiker
voll in ihren Bann. Jedoch mit einem kleinen Nachteil, denn nicht nur Ratcliff,
sondern auch seine Lektorin Anna Longman werden durch diese Erzählung verwirrt.
Die Geschichte, wie sie sie kennen, scheint ganz anders verlaufen zu sein, als
die Geschichte der Ash. Ash ist nicht wie Jeanne D’Arc eine heilige Jungfrau,
sondern eine fluchende, gewalttätige Söldnerführerin. Dr. Pierce Ratcliff
versucht mit seinen Möglichkeiten, die letzten Monate von Ash zu
rekonstruieren, wobei er natürlich die lateinische Sprache in eine lesbare
Schrift umsetzt. In frühester Jugend vergewaltigt, kann sie ihren Angreifer
umbringen. Danach erfolgt eine Söldnerausbildung, wie sie niemand sonst als
Frau im Mittelalter erhalten hat. Zumindest ist mir außer der bereits
erwähnten Jeanne D’Arc keine bekannt. Mit der Zeit bemerkt sie aber ihre
innere Stimme, die mit der Zeit immer lauter wird. Sie selbst setzt diese mit
einem Löwen in Verbindung, der ihr Banner zieren wird. Dabei beschränkt sich
die innere Stimme lediglich auf militärische Ratschläge, die ihr einen Sieg
nach dem anderen schenken. Daher kann sie immer mehr Männer um sich scharen,
die an ihrem Erfolg teilhaben wollen.
Dr. Ratcliffe erkennt eine Geschichte, die mit einem grünen Christus, einem
leeren heiligen Stuhl, Westgoten mit Golems und ähnlichem mehr als seltsam ist.
Sein Geschichtswissen, und das der Leser wird gründlich erschüttert. Wenn
möglich, sollte man die vier in Deutsch erschienen Bücher, in einem Stück
lesen. Sie sind im Umfang zwar gut doppelt so dick wie das Original, aber nicht
weniger spannend.
Fazit
Mary Gentle ist eine fabelhafte Autorin, die in der Lage ist, nicht nur eine
spannende Erzählung zu schreiben, sondern auch eine geschichtlich fundierte
Erzählung. An der Erzählung erkennt der Leser unweigerlich ihren Hang zur
Genauigkeit. Ihr Wissen in Geschichte verdankt sie ihrem Studium, ebenso das
Wissen um mittelalterliche Kriegswissenschaften. Ihr Lebensgefährte Dean
Wayland unterrichtet sie zudem in der Kunst des Schwertkampfes.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 11. Juli 2008 2008-07-11 18:24:32