Oberpriesterin Lhiannon ist für die Schülerinnen auf Mona zuständig, die die
Absicht besitzen, selbst Priesterinnen zu werden. Das ist nicht immer ein
leichtes unterfangen, besonders wenn unter den Schülerinnen jemand ist, wie die
rothaarige Boudicca. Die Tochter eines Icener-Fürsten ist ein schier
unbezähmbarer Wildfang, der sich auf der Insel lediglich mit dem Mädchen
Coventa anfreundet. Als Priesterin ist Boudicca eigentlich nicht geeignet, denn
in ihr finden sich keine Fähigkeiten, die man ausbilden könnte. Trotzdem ist
die Oberpriesterin der Meinung, in ihr schlummere ein großes Potential. Nach
der Priesterinnenweihe zieht es Boudicca wieder zu ihren Eltern und sie
verlässt die Insel Mona.
An dieser Stelle wäre das Buch zu Ende, wenn jetzt nicht die Bestimmung von
Boudicca ins Spiel käme. Bis zu diesem Zeitpunkt bin ich der Meinung, stammt
das Manuskript, Notiz von Marion Zimmer Bradley, alles weitere entstammt dann
der Phantasie von Diana Paxson. Boudicca folgt einem Weg, den sie unter der
Obhut der Rabengöttin geht und sich eindeutig gegen die Herrschaft der Römer
in Britanniens richtet. Durch die Beschreibung der Hauptperson Boudicca als
trotzige und zugleich stolze Fürstentochter wirkt sie ein wenig leblos. Sie
bewegt sich nicht in der Geschichte, und auch nicht in der Ausbildung ihres
Charakters. Leider, muss man sagen, den sie wäre eine Persönlichkeit, der man
gerne gefolgt wäre. Lesend wie auch in der Geschichte. Als sie einen Aufstand
gegen die römischen Besatzer der Zeit 43 vor Christus, anführt, zeigt sich,
dass sie eine charismatische Persönlichkeit sein sollte. Wirklich, ich meine
das so, sein sollte. Mir persönlich fehlt da doch noch ein wenig in der
Beschreibung ihrer Persönlichkeit. Zudem werden ihre Leistungen zum Ende hin,
der ominösen Rabengöttin zugeschrieben. Hier habe ich den Eindruck, kommt die
private Diane Paxson durch, die in Amerika nicht nur eine Mittelalterbewegung
gründete (die es in dieser Art und Weise in den Vereinigten Staaten nie gegeben
hat) sondern auch ihre neue heidnische Religion, die in ihrer Art ebenso
künstlich ist, wie die Scientology eines L. Ron Hubbard. (Ohne die gleichen
Machenschaften zu unterstellen). Boudiccas Entwicklungsgeschichte von einer
jungen, unbezähmbaren Priesterschülerin zu einer stolzen Anführerin ist
sicherlich gut gelungen, wirkt aber manchmal eher so, als ob man geschichtliche
Tatsachen vorträgt. Die Hüterin von Avalon gefiel mir dennoch, weil die
historischen Daten stimmig waren (sofern ich diesen Teil der Geschichte noch im
Kopf habe, ich prüfte sie nicht im einzelnen nach) und ich mich unterhalten
fühlte. Auch die beigegebenen Personen, Lhiannon als Oberpriesterin, der
Steuereintreiber Cloto als Kelte in Roms Diensten und ein paar andere blieben
mir im Gedächtnis. Lediglich über die Person, wer nun die Die Hüterin von
Avalon ist kann ich mich nicht einigen. Ist es die aufständische Boudicca oder
die eher beobachtende Lhiannon?
Fazit
Auch wenn der Roman Die Hüterin von Avalon mit dem Namen von Marion Zimmer
Bradley versehen wurde, ist er doch ein Werk ihrer Schwägerin Diane Paxson.
Diane Paxson arbeitet Notizen von Marion Zimmer Bradley auf und schreibt neue
Romane zu alten Handlungssträngen. Daher nimmt es auch kein Wunder, wenn
plötzlich neue Romane von Marion Zimmer Bradley erscheinen, auch wenn diese
seit fast zehn Jahren verstorben ist.
Der vorliegende Roman ist in der Handlung etwas zäh und nicht so spannend,
auch fehlt ihm eine gewisse Leichtigkeit, mit der Marion Zimmer Bradley manchmal
ihre Handlungsträger beschrieb. Weil der Roman zudem ein Einschubband ist, er
spielt zwischen Die Ahnen von Avalon und Die Wälder von Albion. Damit ist
natürlich klar, wie das Buch ausgeht. Ausgehen muss.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 11. Juli 2008 2008-07-11 18:19:43