Narn í Hîn Húrin was soviel bedeutet wie Die Geschichte der Kinder Hurins,
auf Sindarin (Elbensprache).
Die Geschichte ist in unvollständiger Form in Das Silmarillion enthalten,
welches bereits 1977 erschien. Auch im Deutschen Taschenbuch Verlag erschien
diese Erzählung bereits als eigenständiges Taschenbuch. Das neu überarbeitete
Werk ist in seiner Stimmung düsterer als es von der Verfilmung des Der Herr der
Ringe bekannt ist. Zudem spielt die Handlung weit vor der epischen
Ring-Erzählung. Natürlich hat die Herausgabe des Buches zwei Effekte. Zum
einen erhält der Leser eine Fassung, die der, die J. R. R. Tolkien wollte, wohl
am nächsten kommt und eigenständig für sich stehen kann und zum anderen
bringt es den Erben wieder eine Menge Geld. Wobei ich als Leser, Sammler und
Rezensent davon ausgehe, dass nicht nur Geld damit gemacht werden soll.
Erzählt wird die tragische Geschichte von Turin und seiner Schwester Nienor,
die von Morgoth mit einem Fluch belegt wurden. Die Geschichte erzählt über
böse Mächte, Freundschaft, Abenteuer und Heldentum. Damit sind wir bei der
gleichen Kombination, die den Herrn der Ringe über Jahrzehnte erfolgreich
machte. Ein weiteres Glanzlicht des Buches sind die gelungenen Zeichnungen von
Alan Lee, der auch das Titelbild zeichnete. Eine gute Übersicht erhält der
Leser, wenn er sich die beiliegende Karte von Beleriand ansieht. Als weitere
Ergänzung findet sich ein Anhang mit Stammbäumen und wichtigen Hinweisen.
Die Elben und Menschen befinden sich in einem heftigen Krieg gegen den düsteren
Herrscher Morgoth. Die Schlacht der Tränen, dabei geht es um die Silmaril,
wertvolle Steine in denen das Licht der Welt eingeschlossen ist, ging für
Menschen und Elben verloren. Die Dunkelheit breitet sich über die Welt immer
weiter aus. Hurin, ein adliger Führer der Menschen stellt sich Morgoth
entgegen, weil die Überfälle der Orks sich häufen. Nicht alle Männer der
Stadt kehren aus der Schlacht zurück, Hurin wird besiegt und von Morgoth
mittels Magie an den Berg Thangorodrim gebannt. Hier soll er das Schicksal
seiner Familie im Besonderen und der Menschheit im Allgemeinen verfolgen und mit
ihnen leiden und daran zugrunde gehen. Als Hurin nicht aus der Schlacht
zurückkehrt, sendet seine Ehefrau Morwen ihren Sohn Thurin zu den Elben. Sie
selbst bleibt mit der noch ungeborenen Tochter Níniel zurück. Der König nimmt
den jungen Mann an, als wäre es sein eigener Sohn. In den Jahren, in denen er
am Hofe des Königs aufwuchs, erhielt er die Ausbildung zu einem Ritter.
Allerdings führt diese Tat zu Verwicklungen, Neid und Hass. Wegen eines dieser
Missverständnisse wird Turin aus der Stadt verbannt. Stolz und ungebeugt
verlässt er die Stadt, ist aber gleichzeitig so verbohrt, dass er nicht zum
König geht, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Das hat zur Folge, das Turin
sich Orks und Drachen entgegenstellen muss. Der Fluch der von Morgoth über ihn
gesprochen wurde, holt ihn immer wieder ein. Damit ist das Schicksal Turins
klar, er wird von Schuld, Leid und Tod begleitet. Es beginnt damit, dass er der
irrigen Meinung ist, als Geächteter durch die Lande ziehen zu müssen. Sein Weg
führt ihn zu einer Gruppe von Menschen, die wie er Ausgestossene der
Gesellschaft sind. Seine Ausbildung, Mut, Kraft und Ausdauer führen dazu, ihn
als Anführer der Gruppe zu wählen. Mit diesen Leuten sieht er dich Chance für
sich gekommen, wieder in seine Heimatstadt zu ziehen, wo seine Mutter und seine
Schwester leben. Die Männer folgen ihm blindlings. Ohne sie hätte er den Weg
dorthin sicher nicht geschafft, denn die Zahl der umherstreifenden Orks nimmt
ständig zu.
Etwa zur gleichen Zeit wird beim König das Missverständnis aufgeklärt und
Turins Status als Geächteter aufgehoben. Davon erfährt Turin allerdings
nichts. Auch nichts davon, dass seine Mutter unterwegs in die Königsstadt ist,
um dort ihren Sohn aufzusuchen. Sie erfährt von dem unglücklichen
Missverständnis. Um ihren Sohn zu suchen, bekommt sie ein paar Männer vom
König. Dieser kleinen Gruppe schliesst sich gegen den Willen der Mutter ihre
Tochter an. Ihre Begründung ist logisch. Erst den Vater, dann den Bruder
verloren, ihre Mutter möchte sie nicht auch noch verlieren. Turin kommt zur
gleichen Zeit in seiner Heimatstadt an und findet dort Orks vor, die die
Herrschaft praktisch übernommen haben. Die Informationen über Mutter und
Schwester fliessen nicht gerade üppig. Ihm wird mitgeteilt, dass seine Mutter
bereits seit einem Jahr unterwegs zu ihm in die Königsstadt ist.
Es beginnt eine muntere Reise durch die Lande, wo die Mutter Morwen mit ihren
Begleitern auf den Drachen Glaurung trifft. Tochter Níniel kann fliehen,
verliert jedoch ihr Gedächtnis. Sie wird vom Bruder gefunden der ihr alle
wieder beibringen lässt. Beide verlieben sich ineinander und heiraten. Turin
macht sich nun auf, den Drachen zu töten, was ihm auch gelingt. Allerdings wird
er dabei selbst verletzt und durch das Drachengift vergiftet. Als Níniel beim
Drachen ankommt erkennt sie in ihrem Mann und Vater des ungeborenen Kindes ihren
Bruder. Vor Scham stürzt sich die Schwester ins Wasser. Turin selbst erfährt
nun auch die schreckliche Wahrheit.
Fazit
Vierunddreissig Jahre nach dem Tod seines Vaters John Ronald Reuel Tolkien
bringt sein Sohn Christopher die Geschichte der Kinder Hurins erneut heraus. Wer
Das Silmarillion oder Nachrichten aus Mittelerde kennt, kennt auch diese
Erzählung. Christopher Tolkien, der gleichzeitig als Nachlassverwalter seines
Vaters tätig ist, erstellte über Jahre hinweg aus alten Unterlagen und dem
bereits im Das Silmarillion enthaltenen Textes die Geschichte neu. Der
britische Verlag HarperCollins startet mit einer vergleichsweise kleinen Auflage
von lediglich 500.000 Exemplaren. Man mag sich an der hohen Zahl nicht
irreführen lassen, wenn man bedenkt das der ganze englischsprachige Raum
abgedeckt wird. 240 Millionen Nordamerikaner, Australien und der ehemalige
Commonwealth und natürlich die britischen Inseln selbst, da ist diese Auflage
gering.
Das Buch ist kein klassischer Roman, sondern eher eine lange Erzählung, einem
epischen Werk nicht unähnlich. Sie steht eindeutig in der Tradition einer
griechischen Tragödie. Daher kann ohne Bedenken gesagt werden, dass das Buch
ein wenig anspruchsvoller ist als andere Fantasywerke, selbst als der Herr der
Ringe selbst.. Zudem ist es schwierig sich mit all den Begriffen, Namen und
Fremdwörtern auseinander zu setzen. Der Anhang und das Vorwort mit der
Aussprachehilfe sind dabei eine grosse Hilfe. Zu beginn ist die Erzählung etwas
verwirrend, doch sobald man sich gänzlich darauf einlässt und in die Welt
eintaucht, ist es kein Problem mehr der Handlung und den Personen zu folgen. Die
Geschichte ist Tolkien-gerecht. Die Handlung wurde so anschaulich beschrieben,
dass man ohne weiteres mitfühlen und mitkämpfen konnte. Die Ausstattung des
Buches ist hervorragend gelungen. Alan Lee schuf ein glanzvolles umlaufendes
Titelbild und weiter Farbbilder. Dazu kamen einige weitere schwarz-weiss
Zeichnungen. Die Stimmung, die die Bilder erzeugen fügen sich in die Erzählung
gekonnt ein. Gerade das Bild, Húrin auf dem Berg, entspricht genau dem, wie ich
es mir in der Beschreibung vorstellte.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 18. Juni 2008 2008-06-18 11:27:18