Traceys Mutter ist Schuld. Als Tracey Pringle ihren Job als Kassiererin im
Sainsbury-Supermarkt verliert, ist für ihren Vater klar, dass nur seine Frau
Monica Schuld daran sein kann. Hatte sie doch damals ihrer kleinen Tochter mit
Märchen und Geschichten einen Floh ins Ohr gesetzt. Fünfzehn Jahre später ist
Traceys Verträumtheit der Grund für ihr mangelndes Interesse an der Arbeit,
behauptet Eric Pringle.
Als Tracey sich sorgfältig stylt, bevor sie auf die Suche nach einem neuen Job
geht, findet Vater Eric, dass die 20-Jährige aussieht wie ein krimineller
Teenager. Doch der kriminelle Teenager wird von Saaman Sahar als Kellnerin für
sein persisches Restaurant eingestellt. Tracey hat null Ahnung vom Iran, die
persische Speisekarte kann sie auch nicht lesen, doch Sahar merkt gleich, dass
Tracey ein erstaunlich geschicktes Händchen für den Umgang mit seinen Gästen
hat. Sahar ist über 50, lebt seit Jahren in England und wirkt erheblich
britischer als viele Briten selbst. In den gemeinsamen Raucherpausen von Chef
und Kellnerin im Hinterhof des Restaurants zeigt Tracey Interesse am Islam und
nimmt Anteil an Saamans Schicksal. Doch was Saaman zu berichten hat, lässt
Tracey verblüfft schlucken. Er ist mit zwei Frauen verheiratet und Vater von
vier Kindern. Im Privat-Haus der Saamans fühlt sich Tracey wie in einem
Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Die Damen Saaman, Yvette und Firouzeh,
erwecken nun wirklich nicht den Eindruck, als seien sie gegen ihren Willen
verheiratet oder hätten ein Problem mit ihrer Familiensituation. Und als der
alte, rundliche Herr Saaman sich ausgerechnet in Tracey verliebt und ihr einen
Heiratsantrag macht, scheint das genau das zu sein, was die beiden Damen
wünschen.
Doch Unheil naht in der Person des Sebastian Partridge vom Jugendamt, der auf
eine anonyme Anzeige hin die undurchsichtigen Familienverhältnisse der Saamans
überprüfen will. McCarten lässt Partridge wie einen harmlosen Trottel
auftreten, indem er ihn mal als Vertreter des Sozialamts und dann wieder als
Mitarbeiter des Jugendamts ankündigt. Das amtlich veranlasste Unheil ist der
Beginn dramatischer Verwicklungen. Zunächst tritt Traceys extrem
eifersüchtiger Ex-Freund auf. Aus dem Iran reisen die Eltern Saaman an, zu
deren festgefügten Ansichten die dritte Hochzeit ihres Sohns passend
diplomatisch verpackt und serviert werden muss.
Fazit
Englischer Harem ist eine rasante, heiter-melancholische Komödie, die mit
Klischees über alles Britische spielt, mit festgefügten Vorstellungen von
muslimischen Einwanderern, speziell denen vom Leben ihrer Frauen und die
schließlich sämtliche Klischees auf den Kopf stellt. Halten Sie für die
tragikomische Liebesgeschichte ein Taschentuch bereit.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 07. Juni 2008 2008-06-07 10:06:58