Horst Bosetzky, emiritierter Soziologieprofessor und Schriftsteller ist
Verfasser einer Berliner Familiensaga, die mit diesem Band ihren Abschluss
findet. "Bratkartoffeln oder die Wege des Herrn" zeigt das Leben
Manfred Matuschewskis im 21. Jahrhundert. Als emiritierter Professor lebt
Matuschewski in einer Altbauwohnung in Berlin-Wilmersdorf. Sein drittes Kind
wird eingeschult und Manfred ist in seinem eigenen Forschungsinstitut
"FORMAT" tätig. Das Büro befindet sich im Hinterhaus des Hauses, in
dem Matuschewskis wohnen. So hat der zu Beginn des Buches 64-jährige Hausmann
und Soziologe einen kurzen Arbeitsweg.
Vieles passiert in den Jahren. Der Held der Geschichte hilft einem Taxifahrer
bei der Gründung seines Bratkartoffellokals, feiert viele Familienfeste, geht
weiterhin in der Mark Brandenburg wandern, verliert einige seiner Freunde und
gewinnt neue dazu. Die dramatischsten Ereignisse sind aber folgende: Manfred
Matuschewski lässt sich aufgrund immer wiederkehrender Koliken operieren. Dabei
wird ein Hautgeschwür entdeckt. In einer weiteren OP wird es entnommen und
Krebs diagnostiziert. Eine schwere Zeit beginnt für Manfred. Untersuchungen
folgen, die Frage nach der Streuung von Metastasen wird gestellt. Letzten Endes
hat er Glück gehabt - davongekommen. Nun treibt er viel Sport und sein Sohn
nimmt ihn mit zu einer Paddeltour auf der Mecklenburgischen Seenplatte. Paddeln
- seine liebste Sportart. An dieser Stelle des Buches wird klar, dass Manfred
Matuschewski nicht mehr 20 Jahre alt ist. Er ist nicht mehr so ausdauernd wie
früher. Die Krankheit und das Alter hinterlassen ihre Spuren. Auch die Mutter
des Helden der Geschichte lebt noch. Aber auch Margot Matuschewski wird älter
und braucht mittlerweile eine Haushaltshilfe. Die Familie kümmert sich
liebevoll um ihre Mutter beziehungsweise Oma. Zum Ende des Buches wird es noch
einmal dramatisch. Oma Matuschewski stürzt und soll ein künstliches
Hüftgelenk erhalten. Eine OP steht an. Manfred und seine große Tochter Larissa
begleiten sie zur Operation und warten dann gemeinsam. Angst steigt in beiden
auf und am Bett der Margot Matuschewski fließen nach deren Erwachen aus der
Narkose Freudentränen. Nun kann ihr 95. Geburtstag gefeiert werden.
Fazit
Das letzte Buch der Familiengeschichte ist gleichzeitig von Humor und
Melancholie geprägt. Die zum großen Teil autobiographischen Erlebnisse werden
mit Berliner Charme beschrieben. Detaillierte Beobachtungen laden wieder einmal
zum Schmunzeln ein. Der Leser wird in diesem Band aber auch mit dem
Alterungsprozess konfrontiert. Die optimistische Schreibweise des Autors zeigt
allerdings, dass Altern zum Leben dazu gehört. Er scheint diesen Prozess in
sein Leben integriert zu haben. Verabschieden wir uns mit diesem Buch von
Familie Matuschewski, die wir über mehrere Jahrhunderte begleiten durften.
Danke für die wundervolle Darstellung einer Familiengeschichte.
Vorgeschlagen von Romy Bigalke-Kunert
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veröffentlicht am 30. März 2008 2008-03-30 19:46:12